Berlin

Personal für Kinderschutzambulanz fehlt schon jetzt

In Berlin sind ab kommenden Jahr vier Kinderschutzambulanzen geplant. Das Vorhaben ist ambitioniert, der Finanzrahmen unklar. Doch schon bisher fehle vielerorts Personal, warnt die Fraktion Die Linke.

Angela MisslbeckVon Angela Misslbeck Veröffentlicht:
Kinderschutzambulanz in Hannover: Eine Puppe sitzt im Untersuchungsraum auf einem Stuhl.

Kinderschutzambulanz in Hannover: Eine Puppe sitzt im Untersuchungsraum auf einem Stuhl.

© Caroline Seidel/dpa

BERLIN. Der Berliner Senat will ab 2016 vier Kinderschutzambulanzen an Kliniken eröffnen. Doch dem Berliner Kinderschutz fehlt jetzt schon massiv Personal.

Die neuen Ambulanzen zielen darauf, dass "insbesondere die Berufsgruppe der Ärztinnen und Ärzte sowie der verwandten Professionen besser mit dem Netzwerk Kinderschutz verzahnt" werden.

So soll "ein unverzichtbares Bindeglied zwischen der Kinder- und Jugendhilfe und der medizinischen Diagnostik bei Kinderschutzfällen geschaffen" werden. Das geht aus einer aktuellen Antwort des Senats auf eine Anfrage der Abgeordneten Katrin Möller (Linke) hervor.

In der Endabstimmung

Das Konzept für die Kinderschutzambulanzen befindet sich nach Angaben der federführenden Senatsjugendverwaltung in der Endabstimmung zwischen den Beteiligten.

Fragen nach dem finanziellen Aufwand, der Standortwahl, den erwarteten Fallzahlen und der Zusammenarbeit mit der Gewaltschutzambulanz der Berliner Uniklinik Charité beantwortete die Senatsverwaltung nicht.

Möller fordert, dass die neuen Ambulanzen mit ausreichenden Mitteln ausgestattet werden. "Damit die Kinderschutzambulanzen Wirkung entfalten können, brauchen sie eine gute finanzielle Ausstattung, gerade am Anfang", sagte die Jugendpolitikerin der "Ärzte Zeitung".

Sie dürften nicht aus unentgeltlicher Mehrarbeit des Krankenhauspersonals aufgebaut werden.

Möller übte auch Kritik an der Personalausstattung im Berliner Kinderschutz. "Es ist unverantwortlich, dass in den Kinderschutzteams unserer Jugendämter seit Jahren immer weniger Mitarbeiter beschäftigt sind", so die Abgeordnete.

160 Stellen benötigt

Nach ihren Angaben lag die Stellenzahl trotz wachsender Aufgaben und wachsender Bevölkerungszahl Mitte 2014 um 124 Vollzeitstellen unter dem Stand von 2011.

"160 Stellen mehr brauchen die Berliner Jugendämter sofort, wenigstens 90 davon für die Kinderschutzteams", so Möller. Das habe der Senat gemeinsam mit den Bezirken, selbst als Maßnahmeplan vorgeschlagen. "Der Maßnahmeplan ist gut, wird aber komplett ignoriert", kritisiert Möller. 69 zusätzliche Stellen für den Kinderschutz soll es nach ihren Angaben nun geben.

"Auf die Kernprobleme, wie Personalmangel, Arbeitsverdichtung, hohe Fluktuation und hoher Krankenstand infolge der permanenten Überlastung, wird damit überhaupt nicht reagiert."

Die Mitarbeiter im Kinderschutz erneuern indes ihren Protest. Die Gewerkschaft Verdi rief dazu auf, als Zeichen der Kapitulation die "Weiße Fahne" zu hissen.

"Zu hohe Fallzahlen, Leistungsdruck und organisatorische Fehlentscheidungen führen verstärkt zu psychischen Belastungen bei den Beschäftigten", so Verdi-Sekretärin Anna Sprenger.

Bereits im vergangenen Jahr hatten Kinderschutz-Mitarbeiter mit hunderten Überlastungsanzeigen und Protesten auf den Personalmangel aufmerksam gemacht.

Schlagworte:
Mehr zum Thema

Kritik an „Suizidtourismus“ in den USA

Mehrere US-Bundesstaaten wollen Beihilfe zum Suizid erlauben

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Kommunikation und Datenschutz

Neue Perspektiven für IT in der Praxis

Lesetipps
Ulrike Elsner

© Rolf Schulten

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“