Kliniken an NRW-Regierung

Eine Milliarde Euro extra!

Krankenhäuser in Nordrhein-Westfalen machen Druck: Der Investitionsstau belaufe sich inzwischen auf 12,5 Milliarden Euro.

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DÜSSELDORF. Die nordrhein-westfälischen Krankenhäuser wollen das Land in die Pflicht nehmen. NRW soll eine Investitionslücke von einer Milliarde Euro schließen, fordert die Landeskrankenhausgesellschaft (KGNW).

Statt 500 Millionen Euro an Investitionsmitteln benötigten die Häuser das Dreifache, nämlich 1,5 Milliarden Euro. Das ist das Ergebnis einer Studie des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) im Auftrag der KGNW.

Basis für das "Investitionsbarometer NRW" war eine Online-Befragung, an der sich 93 Prozent der Plankrankenhäuser - also ohne die Universitätskliniken - beteiligt hatten. Die Beteiligung sei überwältigend gewesen, sagte Studienleiter Professor Boris Augurzky.

"Das ist fast eine Vollerhebung." Mit der Studie, deren Ergebnisse auf 44 Regionen heruntergebrochen werden, wollten die Wissenschaftler den jährlichen Investitionsbedarf und die Förderlücke ebenso dokumentieren wie den angesammelten Investitionsstau sowie die wirtschaftliche Bedeutung der Krankenhäuser. Mit ihrem Sachanlagevermögen liegen die NRW-Häuser deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. Allein um die Substanz zu erhalten, wären jährlich 1,2 Milliarden Euro nötig.

Das RWI beziffert den bis 2014 angelaufenen Investitionsstau in NRW auf 12,5 Milliarden Euro. Der Substanzverlust sei ein schleichender Prozess, sagte Augurzky. "Natürlich kann man heute damit leben, aber es besteht die Gefahr, dass sich die Versorgung verschlechtert."

 Die Effekte durch eine Verlagerung von Leistungen in die ambulante Versorgung oder durch Klinikkooperationen sind in die Untersuchung nicht eingerechnet. Sie ändern laut Augurzky aber auch nichts an den Dimensionen. Die öffentlichen Fördermittel je Einwohner belaufen sich in NRW seit dem Jahr 2005 durchschnittlich auf 28 Euro, im Bundesdurchschnitt sind es 33 Euro.

"Wir möchten, dass NRW nicht den Anschluss verliert", betonte KGNW-Präsident Jochen Brink. Die KGNW wolle jetzt gemeinsam mit der Politik nach Wegen aus dem Dilemma suchen. Brink bleibt aber realistisch. "Wir richten uns darauf ein, dass es länger dauern könnte, die notwendige Bewegung zu erreichen."

Das nordrhein-westfälische Gesundheitsministerium hat wenig Verständnis für die Forderungen. Allein angesichts der Tatsache, dass die Länder unter dem Druck der Schuldenbremse stehen, sei der Ruf nach einer Verdreifachung der Investitionsmittel "befremdlich", sagte ein Sprecher. Das Ministerium wolle aber den Dialog mit der KGNW suchen. (iss)

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