Kommentar – Zytostatika
Problem Preisfindung
Zytostatika sind nicht die günstigsten Medikamente auf dem Markt. Milliarden Euro wenden die Kassen für die patientenindividuell zubereiteten Lösungen auf. Dass sie nach Wegen suchen, die Preise zu drücken, wundert nicht. Die Praxis der Ausschreibung gehört dennoch auf den Prüfstand.
Zytostatika sind keine Massenware aus der Fabrik, auf die sich klassische Preisfindungsinstrumente wie selbstverständlich anwenden ließen. Die Chemotherapien werden oft erst kurz vor der Applikation quasi auf Zuruf zubereitet. Ärzte und Apotheker haben dafür Versorgungsstrukturen gebildet, die gut zu funktionieren scheinen. Das ist ein Wert an sich, der in die Rechnung aufgenommen werden muss.
Die Ausschreibungen durch die Kassen greifen jedoch empfindlich in diese Strukturen ein. Nicht überall, aber in manchen Regionen hätten sie bereits eine katastrophale Lage heraufbeschworen, sagte der Vorsitzende der Arzneimittelkommission Professor Wolf-Dieter Ludwig am Mittwoch.
Zweifel herrschen längst auch in der Politik. Eine Zerschlagung bestehender Versorgungsstrukturen befürchtet die Gesundheitsministerkonferenz der Länder in einem aktuellen Beschluss. Angesichts der guten Kassenlage wären Einbußen an Versorgungsqualität auf Kosten der Patienten peinlich.