Kommentar zum Thema Schwerbehinderung
Mit der Gießkanne
Schwerbehinderung ist ein Massenphänomen: Nach neuesten Daten des Statistischen Bundesamtes sind 7,6 Millionen Menschen, also 9,3 Prozent der Bevölkerung schwer behindert mit einem Grad von mindestens 50 Prozent. Unter den über 65-Jährigen ist mehr als die Hälfte schwer behindert.
Ursächlich dafür sind zum allergrößten Teil Krankheiten, nicht Unfälle oder angeborene Behinderungen. Dabei greift ein Automatismus, der dazu führt, dass sich die Schwerbehinderten-Zahlen in schwindelerregenden Höhen bewegen.
So führt die Diagnose Krebs automatisch bei den Versorgungsämtern zu einer Anerkennung eines Behindertengrades von mindestens 50 Prozent – ohne nähere Prüfung der Umstände im Einzelfall. Bei jährlich nahezu 480.000 neu diagnostizierten Krebserkrankungen ist auf diese Weise für Behinderten-Nachwuchs gut gesorgt.
Das ist Sozialpolitik mit der Gießkanne – teuer, ineffizient und unsozial. Ein Behindertengrad von 50 Prozent nützt vor allem gut verdienenden Arbeitnehmern durch einen Steuerfreibetrag von 570 Euro, durch fünf zusätzliche Urlaubstage und weitgehenden Kündigungsschutz. So wird mit der Gießkanne Geld verplästert, das den wirklich Bedürftigen nicht zur Verfügung steht.
Lesen Sie dazu auch: Höchster Wert seit 1990: Fast jeder Zehnte ist schwerbehindert