Internationaler Vergleich
Patientensicherheit auf hohem Niveau
In Sachen Patientensicherheit kann Deutschland im internationalen Vergleich mithalten. Dafür gibt es Lob. Wichtig ist aber, dass alle Akteure angstfrei kommunizieren können.
Veröffentlicht:DÜSSELDORF. Mit seinen vielen Initiativen zur Erhöhung der Patientensicherheit braucht sich Deutschland nicht zu verstecken. Das findet Dr. Günther Jonitz, Präsident der Ärztekammer Berlin und Gründungsmitglied des Aktionsbündnisses Patientensicherheit.
Der "Patient Safety Global Action Summit" im März in London habe gezeigt, dass Deutschland bei diesem Thema international auf der Höhe ist, berichtete Jonitz beim Medica Econ Forum der Techniker Krankenkasse auf der Medica.
"Sie werden kein Land finden, wo Sie mehr ärztliche und pflegerische Organisationen haben, die freiwillig bei Fehlermeldesystemen aktiv sind, als in Deutschland." Jonitz sieht es als besonders positiv, dass sich inzwischen auch viele Fachgesellschaften auf diesem Gebiet engagieren.
Die Zusammenarbeit der Akteure beim Thema Patientensicherheit ist genau das Gegenteil zu dem, was sonst das Gesundheitswesen prägt, findet er. So würden von Anfang an alle Beteiligten einbezogen, ohne dass es zu einem Schwarze-Peter-Spiel kommt.
Sie arbeiteten mit einer gemeinsamen Verantwortung und gemeinsamen Zielen. Dabei gebe es sowohl Top-down- als auch Bottom-up-Ansätze, je nachdem, was besser geeignet sei. Entscheidend bei den Initiativen sei die Lösungsorientierung.
"Sicherheitskultur" schaffen
"Oberstes Ziel bei der Patientensicherheit ist es, eine Sicherheitskultur auf den Weg zu bringen", erläuterte Jonitz. Der Aufbau einer solchen Sicherheitskultur in den Behandlungseinrichtungen sei allerdings eine schwierige Aufgabe.
Ein Grundprinzip sei, dass man nicht fragen dürfe, wer schuld war, sondern was schuld war. "Nur darüber kann man die Ursachen abstellen." Die Beteiligten müssen angstfrei über Fehler und Beinahe-Fehler reden können, und man muss ihnen Lösungen anbieten, nannte er weitere Bedingungen für das Entstehen einer Sicherheitskultur.
Nach Einschätzung von Helga Kühn-Mengel, der Patientenbeauftragten der SPD-Bundestagsfraktion, gab es in Deutschland bei der Fehlerkultur im Vergleich zu anderen Ländern lange Zeit einen großen Nachholbedarf.
Hierarchisches Denken oft ein Problem
Schuld waren nach ihrer Einschätzung die starken Hierarchien in den Einrichtungen. "In Sachen Qualität und Patientensicherheit haben wir seit 2002 enorm aufgeholt", sagte Kühn-Mengel.
Wenn es um die Zusammenarbeit der Menschen im Krankenhaus und den Abbau von Hierarchien geht, sieht Jochen Brink, Präsident der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen, die Klinikgeschäftsführungen in der Pflicht.
Sie dürften die Dinge nicht sich selbst überlassen, sagte er. "Man muss jungen Ärzten und Pflegekräften Mut machen, kritische Dinge anzusprechen." (iss)