DMP Herzinsuffizienz

Streit gibt es um die Rolle der MFA

Ein neues strukturiertes Behandlungsprogramm steht vor dem Start. Im August will der GBA das DMP "Chronische Herzinsuffizienz" beschließen.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Nach Geburten die häufigste Ursache für Hospitalisierung: Chronische Herzinsuffizienz .

Nach Geburten die häufigste Ursache für Hospitalisierung: Chronische Herzinsuffizienz .

© Yuri Arcurs / fotolia.com

BERLIN. Die Ausdehnung der DMP-Landschaft steht bevor. Im August solle das neu gefasste Doppel-DMP Koronare Herzkrankheit und chronische Herzinsuffizienz fristgerecht an den Start gehen, hat der unparteiische Vorsitzende des Gemeinsamen Bundesausschuss Professor Josef Hecken angekündigt.

Bislang gibt es das DMP Koronare Herzkrankheit einschließlich eines Moduls zur chronischen Herzinsuffizienz. Daraus sollen zwei eng miteinander verwandte DMP werden. Dass Patienten in beide DMP-Module gleichzeitig eingeschlossen werden könnten, schloss Hecken bei einer Cognomed-Veranstaltung in der vergangenen Woche in Berlin allerdings aus. "Der Arzt muss jeweils schauen, wo der Schwerpunkt liegt", sagte Hecken. Dann könne er einzelne Elemente aus dem jeweils anderen DMP dem Patienten on top zur Verfügung stellen. Entscheidend sei, dass die Ärzte nicht mehr wie bisher sowohl die KHK als auch die Herzinsuffizienz diagnostiziert haben müssten, um einen Patienten in das DMP einschreiben zu können.

DMP

Im August will der Gemeinsame Bundesausschuss das DMP Chronische Herzinsuffizienz beschließen. Ab 10. Mai sollen die Fachgesellschaften Gelegenheit zur Stellungnahme haben.

Die Koalition hat den GBA im Versorgungsstärkungsgesetz 2015 aufgefordert, Anforderungen an mögliche DMP "Rückenschmerz" und "Depression" zu formulieren.

Bislang gibt es DMP für Diabetes Typ 1 und 2, KHK, Brustkrebs, Asthma und COPD.

Heftigen Streit gebe es im Gemeinsamen Bundesausschuss noch darüber, ob und in welchem Umfang die Medizinischen Fachangestellten in die Abläufe der DMP einbezogen werden sollen. Die Auseinandersetzungen drehten sich um Schulungen, inwieweit die MFA das Monitoring übernehmen könnten, so dass nicht alle Aufgaben an den Ärzten hängen bleiben müssten. "Das ist ja reale Versorgungswirklichkeit", sagte Hecken. In dieser Frage prallten die Meinungen aber aufeinander. Für die Herzinsuffizienz müssten zudem noch eigene Qualitätsziele definiert und Qualitätsindikatoren entwickelt sowie eigene spezifische Anforderungen an Bewegung und Ernährung festgeschrieben werden.

Ab dem 10. Mai sollen die medizinischen Fachgesellschaften ihre Stellungnahmen abgeben können. Mit der Einführung eines DMP-Herzinsuffizienz setzt der GBA eine Vorgabe des Gesetzgebers aus dem Versorgungsstärkungsgesetz um. Ein Bedarf scheint gegeben. Zwei Prozent der Bevölkerung, jenseits des 65. Lebensjahres sogar sechs bis zehn Prozent leiden darunter, dass ihre Herzleistung hinter den Anforderungen ihres Organismus zurückbleibt.

Bei knapp 400 000 Patienten sei die Herzinsuffizienz nach den Geburten der häufigste Grund für Krankenhausaufnahmen in Deutschland, berichtete Professor Karl Werdan vom Universitätsklinikum Halle/Saale. Fast jeder Zehnte sterbe heute noch an der Krankheit (9,3 Prozent), obwohl die Sterbeziffern seit 1990 rückläufig seien. Alle Herzinsuffizienz-Patienten zusammen verursachten zudem doppelt so hohe Kosten wie der Durchschnitt der Patienten, sagte Werdan. Laut Statistischem Bundesamt lägen die Kosten bei rund drei Milliarden Euro im Jahr – Tendenz steigend.

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