Studie

Bildungserfolg hängt massiv vom Wohnort ab

Bertelsmann-Studie zeigt drastische Unterschiede zwischen den Schulsystemen der Bundesländer.

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BERLIN. Der Schulerfolg und die Chance, ein Studium beginnen zu können, hängen in Deutschland stark vom Wohnort ab. Das geht aus dem "Chancenspiegel 2017" hervor, der von der Bertelsmann Stiftung zusammen mit zwei weiteren Instituten erarbeitet wurde.

Der Chancenspiegel untersucht seit 2012 zum vierten Mal Chancengerechtigkeit und Leistungsfähigkeit der Schulsysteme in den 16 Ländern anhand von Daten der amtlichen Statistik und der empirischen Bildungsforschung.

Zwar seien die Schulsysteme in den vergangenen 15 Jahren insgesamt leistungsfähiger geworden, doch die Unterschiede zwischen den Ländern hätten seitdem weiter zugenommen, heißt es in dem am Mittwoch in Berlin vorgestellten Bericht. Das gilt etwa für den Erwerb der Hochschulreife: 62 Prozent der Schüler in Hamburg lösen das Ticket für ein Studium, in Sachsen-Anhalt sind es nur 38 Prozent. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 52 Prozent (2002: 38 Prozent).

Die Studienautoren sehen in der Entwicklung der Schulsysteme seit der Veröffentlichung der ersten Pisa-Studie Licht und Schatten: So ist bundesweit der Anteil der Schüler eines Jahrgangs, die ohne Abschluss die Schule verlassen, seit 2002 von 9,2 auf 5,8 Prozent gesunken. Dramatisch sind hier die Unterschiede bei ausländischen Schülern: In Brandenburg bleibt nur rund vier Prozent dieser Schülergruppe ohne einen Abschluss, in Sachsen liegt diese Quote hingegen bei 27 Prozent.

Noch immer ist der Erfolg im deutschen Schulsystem massiv herkunftsabhängig. Die Lesekompetenz bei Neuntklässlern aus sozioökonomisch schwächeren Milieus liegt immer noch zwei Schuljahre zurück hinter Klassenkameraden aus Bildungsbürger-Milieus.

Auch bleiben die Bildungschancen in den Schulsystemen unterschiedlich: Es sei nicht hinnehmbar, so die Autoren, dass beim Kompetenzerwerb in der neunten Klasse zwischen Sachsen und Bremen ein Unterschied von mehr als drei Lernjahren bestehe.

Bildungschancen müssten für alle Kinder und Jugendlichen in allen Bundesländern gleich sein, forderte dann auch Bundesbildungsministerin Johanna Wanka. (fst)

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