Voll des Lobes

Gute Noten für die Gesundheitszentren

Der Wissenschaftsrat lobt die Zentren für Gesundheitsforschung, aber erwartet noch mehr Vernetzung.

Von Susanne Werner Veröffentlicht:

BERLIN. Die Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung (DZG) sind ein gelungenes Modell, damit Forschungsergebnisse aus dem Labor schnell in die medizinische Praxis gelangen. Zu diesem Schluss kommt der Wissenschaftsrat (WR) in seinem aktuellen Gutachten.

Das Gremium sieht jedoch auch erhebliches Entwicklungspotenzial – vor allem bei der Vernetzung.

Insgesamt sechs DZG haben sich zwischen 2009 und 2012 auf Initiative der Bundesregierung gegründet. Zentrales Ziel war es, die Behandlung und Vorbeugung von Volkskrankheiten deutlich zu verbessern

Ziel: Translation verbessern

 Mit den Verbünden sollte insbesondere der Transfer von Forschungsergebnissen in die breite medizinische Anwendung, die sogenannte Translation, beschleunigt werden. Ob das gelungen ist, wurde jetzt nicht abschließend beantwortet.

Diese liege, so die WR-Vorsitzende, Professorin Martina Brockmeier, zum einen daran, dass es bislang keine etablierten Kriterien gebe, um eine Translation zu bewerten. Zum anderen bestünden die DZG nicht lange genug, um die erwarteten Translationsprozesse auszulösen.

2009 war die Diabetesforschung als eines der ersten DZG am Start. Unter der Regie des Helmholtz-Zentrums München arbeiten seither fünf Einrichtungen an fünf Standort im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD) zusammen – darunter beispielsweise das Institut für Ernährungsforschung in Potsdam-Rehbrücke sowie das Deutsche Diabetes Zentrum vom Uniklinikum Düsseldorf.

Als eines der jüngsten DZG hatte sich 2012 das Deutsche Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK) gegründet. Unter den 25 Einrichtungen an acht Standorten finden sich viele renommierte Adressen der Krebsforschung in Deutschland wie beispielsweise das Heidelberger Krebsforschungszentrum, die Berliner Charité sowie die Max-Planck-Institute in Dresden und Freiburg.

Bund fördert zu 90 Prozent

Die weiteren DZG befassen sich mit neurodegenerativen Erkrankungen sowie mit Herz-Kreislauf-, Lungen- und Infektionsforschung. Die jährliche Fördersumme von rund 250 Millionen Euro stammt zu 90 Prozent vom Bund und zu zehn Prozent aus den beteiligten Länder. Brockmeier betonte, dass mit den DZG ein "wertvoller Mehrwert für das deutsche Wissenschaftsystem" geschaffen worden sei. Diese sollten in Zukunft jedoch intensiver zusammenarbeiten – etwa bei übergreifenden wissenschaftlichen Fragen zur Prävention von Volkskrankheiten.

Mit ihren vernetzten Strukturen seien die DZG, so Brockmeier, zudem zentrale Akteure, um die übergreifende Standardisierung von Prozessen und Datenformaten voranzutreiben. Sie empfahl zudem mehr um den Nachwuchs mit spezifischer Translationskompetenz durch attraktive Förderprogramme und Karrierewege zu werben. Weitere DZG zu gründen, bewertete sie hingegen skeptisch. "Jetzt müssen erst die bestehenden DZG weiter entwickelt und konsolidiert werden", sagte Brockmeier.

Unterdessen hat Heyo K. Kroemer, Präsident des Medizinischen Fakultätentages (MFT), das WR-Gutachten begrüßt. Mit der Einrichtung der DZG sei der Erforschung typischer Volkskrankheiten ein großer Vorschub geleistet worden. Hochschulen, Universitätsklinika und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen nutzten darin gebündelt ihre Kompetenz.

"Die Universitätsmedizin ist essenziell dafür, dass Translationsforschung gelingt. Auch wenn es noch zu früh ist, den Erfolg dafür sichtbar zu messen, gibt es Hinweise, dass wir auf dem richtigen Weg sind", sagte Kroemer.

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