Kampf gegen MRSA in Bremer Kliniken

BREMEN (cben). Bremer Kliniken wollen noch energischer gegen den Befall von Patienten mit dem Wundkeim MRSA kämpfen. Das Mittel: ein runder Tisch und zertifizierte Screenings.

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Die Bremer Stiftung Friedehorst, eine Pflegeeinrichtung der Diakonie, hat eine Station aufgebaut, auf der Patienten vom Methicillinresistentem Staphyluscoccus Aureus (MRSA) befreit werden sollen. MRSA kann zu gefährlichen Wundinfektionen führen. Derzeit sind sechs von zehn Betten belegt, hieß es bei der Stiftung. Die Station kooperiert mit einem Hersteller von Desinfektionspräparaten, von dem sie die Produkte zu günstigen Konditionen erhält.

In der bisher einmaligen Einrichtung sollen Patienten im Laufe einer Woche von den Keimen befreit werden, um etwa in einem Krankenhaus operiert werden zu können oder nach der Entlassung aus der Klinik die Keime loszuwerden. Das vierköpfige Ärzteteam und rund 25 Pflegekräfte in wechselnden Diensten wurden für die Aufgabe speziell fortgebildet, erklärte Carsten Heisler vom ärztlichen Dienst der Stiftung.

Das Angebot kommt zu einer Zeit, in der die Bremer sich dem Problem MRSA stellen. Nach Schätzungen von Axel Kappler, Direktor des Hygiene-Instituts am Klinikum Bremen Mitte sind 60 Prozent der Risiko-Patienten, die ins Krankenhaus kommen, von den Keimen kolonisiert. Das haben die Eingangsscreenings ergeben, die von allen Bremer Krankenhäusern vorgenommen werden, hieß es.

Zu den Gescreenten gehören Patienten aus Heimen, Patienten, die in den vergangenen sechs Monaten schon einmal in einer Klinik waren oder schon einmal positiv gestestet wurden, Menschen mit Zugängen oder Patienten aus Hochrisikoländern wie England oder Italien. Die gesamte MRSA-Rate liege derzeit konstant bei etwa 23 Prozent, so Kappler. Die betroffenen Patienten sind nicht mehr mit normalen Antibiotika zu behandeln und benötigen teure Reserve-Antibiotika.

Finanzierung bleibt Problemzone beim MRSA

Zugleich kann die Behandlung der Patienten nicht vollständig durch DRGs gegenfinanziert werden. Das heißt, die Krankenhäuser müssen Patienten mit MRSA teuer aus der eigenen Tasche behandeln. "Wenn die Patienten mit dem Keim kommen, können wir sie nicht sofort operieren", so Kappler. Häuser der Maximalversorgung würden die Patienten unter keinen Umständen nach Hause schicken, hieß es.

Patienten werden in sieben Tagen von Keimen befreit.

"Ich gehe davon aus, dass alle Bremer Krankenhäuser verantwortungsvoll mit diesem Thema umgehen", erklärte dazu Matthias Christelsohn vom Bremer Gesundheitsressort und MRSA-Netzwerkorganisator in der Hansestadt. "Problematisch ist allerdings, dass nicht alle Bremer Häuser die baulichen Möglichkeiten haben, um die entsprechend isolierten Einzelzimmer für viele Patienten immer zur Verfügung zu stellen." Andererseits bekommen auch niedergelassene Ärzte nichts dafür, wenn sie diese Patienten behandeln, so Christelsohn.

Im Frühsommer hat sich in Bremen erstmals eine Expertenrunde zum Thema MRSA getroffen mit dem Ziel, ein einheitliches Screening für alle Häuser zu installieren. Das wird nicht einfach. Denn die 13 Krankenhäuser im Land Bremen lassen bei zehn verschiedenen Labors die Proben auswerten. "Was wir also brauchen, sind etwa einheitliche zertifizierte Qualitätsstandards der verschiedenen Tests", erklärte Christelsohn, "außerdem muss ein 24-Stunden-Service vorgehalten werden, auch an Wochenenden."

Billige und langsamere gegen schnelle, teurere Tests

Christelsohn sprach sich für die zwar teureren aber schnellen Tests aus, damit die Kliniken schnell Bescheid wissen. "Die langsamen Tests können 48 Stunden brauchen. In dieser Zeit kann man die Patienten nicht guten Gewissens kanalisieren." Die sechs Betten in Friedehorst werden das Bremer Problem nicht lösen, aber vielleicht lindern können. Immerhin gibt es für die Finanzierung einen Lösungsansatz. Projektleiter Carsten Heisler: "Wir versorgen ausschließlich Patienten mit Pflegestufe im Rahmen einer Kurzzeitpflege."

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