Mehr Menge macht Generikahersteller nicht glücklich

BERLIN (HL). Mit einer Generika-Quote von 85 Prozent haben die Vertragsärzte in den ersten neun Monaten dieses Jahres einen neuen Sparrekord aufgestellt. Im gleichen Zeitraum 2007 hatten die Vertragsärzte zu 81 Prozent die mögliche Verschreibung eines Generikums genutzt.

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Das geht aus den neuesten Marktdaten 2007/2008 hervor, die der Industrieverband Pro Generika gestern in Berlin veröffentlicht hat (wie berichtet). Der generelle Trend: Mengenmäßig nehmen Generika am GKV-Markt stark zu - wegen des anhaltenden Preisverfalls steigt der Umsatz aber unterdurchschnittlich.

So stellt sich der GKV-Markt in den ersten neun Monaten dieses Jahres dar:

  • Nach Packungsmenge gerechnet haben patentgeschützte Arzneimittel einen Anteil am GKV-Markt von 28 Prozent und erreichen 138 Millionen Packungseinheiten; das ist ein Zuwachs von 2,4 Prozent. Nach Umsatz gerechnet erreichen sie jedoch einen Marktanteil von 60 Prozent. Die Erlöse steigen um 13,6 Prozent auf 12,1 Milliarden Euro.
  • Der generikafähige Markt - er setzt sich aus patentfreien Originalen und aus Generika zusammen - erreicht mengenmäßig einen Marktanteil von 72 Prozent; die verordnete Menge ist in den ersten neun Monaten um 3,4 Prozent auf 354 Millionen Packungen gestiegen. Mit 40 Prozent ist der wertmäßige Marktanteil jedoch deutlich niedriger. Der Umsatz ist sogar 2,7 Prozent auf gut acht Milliarden Euro gesunken.
  • Innerhalb dieses Teilmarktes wechseln Ärzte in starkem Umfang von patentfreien Originalen auf Generika. So verlieren die patentfreien Erstanbieterprodukte mengenmäßig 20 Prozent und erzielen noch einen Absatz von 51 Millionen Packungseinheiten. Dagegen werden neun Prozent mehr Generika verordnet; das sind 301 Millionen Packungen. Die Folge: Der Generika-Umsatz steigt um 7,8 Prozent auf 5,75 Milliarden Euro, die Originale verlieren 21,6 Prozent und erreichen noch einen Umsatz von 2,3 Milliarden Euro.

Vergleicht man die Preise von patentfreien Originalen mit denen der Generika - das sind etwa 43 zu 19 Euro -, dann lässt sich ausrechnen, wie hoch die Einsparungen durch verordnete Generika sind: hochgerechnet auf das Gesamtjahr 2008 könnte ein Wert von 9,8 Milliarden Euro erreicht werden. Ein restliches Sparpotenzial von 1,7 Milliarden Euro verbleibt noch.

Mit Sorge sieht der Verband Pro Generika die Kombination aus hartem Wettbewerb und staatlichem Kostendämpfungs-Dirigismus: Das führe zu einem Gewinnverfall, der die Investitionsfähigkeit der Branche beeinträchtige und zu Verlagerungen der Produktion ins Ausland führe, so Pro-Generika-Geschäftsführer Peter Schmidt. Vor allem die aufwendige Entwicklung von Biosimilars könne dadurch gefährdet werden.

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