Rabatte auf Rekordhöhe - Bahr will sie auf den Prüfstand stellen

Anders als noch vor wenigen Wochen scheint Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr bereit zu sein, über Arzneirabatte zu verhandeln.

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Deutlich weniger Ausgaben für Medikamente im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Deutlich weniger Ausgaben für Medikamente im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

© ÄZ

BERLIN/FRANKFURT (HL). Alle gesetzlichen Rabatte der Arzneimittelhersteller, der Apotheker und des Großhandels zugunsten der gesetzlichen Krankenversicherung haben in den ersten sieben Monaten 2011 einen Wert von 2,16 Milliarden Euro erreicht.

Besonders hart belastet sind die Arzneimittelhersteller, deren gesetzlicher Rabatt mit Wirkung zu 1. August 2010 von sechs auf 16 Prozent für Arzneimittel ohne Festbetrag gestiegen ist: von Januar bis Juli erreichte der Rabatt 1,322 Milliarden Euro, wie jetzt das Marktforschungsunternehmen IMS Health berichtet.

Der Rabatt liegt damit um 710 Millionen Euro über dem Wert des Vorjahres. Auf das Gesamtjahr gerechnet beträgt allein die zusätzliche Entlastung der Krankenkassen durch den erhöhten Herstellerrabatt deutlich mehr als eine Milliarde Euro.

Hatte Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) noch Anfang August eine vorzeitige Revision der Rabatte kategorisch abgelehnt, so deutete sich Ende vergangener Woche Gesprächsbereitschaft an.

So will Bahr nach Berichten des "Handelsblatts" im Herbst prüfen, ob der Rabatt in der gegenwärtigen Höhe fortlaufen soll. Nach der gesetzlichen Regelung soll er erst Ende 2013 wieder auf sechs Prozent sinken.

Zuletzt hatten unerwartet hohe Überschüsse der GKV zur Jahresmitte Hoffnung bei der Pharma-Unternehmen vermittelt, der Rabatt könne gesenkt werden. Der Verband der Forschenden Arzneimittelhersteller steht auf dem Standpunkt, der Rabatt sei Folge einer Notlage. Diese sei nun aber nicht mehr gegeben.

Bahr will in die Prüfung vor allem die weitere konjunkturelle Entwicklung für 2012 einbeziehen, die auch Aufschluss über die Einnahmen der GKV geben könnte. Seit einigen Wochen registrieren allerdings alle maßgeblichen Institutionen eine Eintrübung der Konjunktur für den Herbst - die Prognosen für 2012 könnten pessimistischer werden.

In nahezu allen Monaten dieses Jahres - mit Ausnahme des Januar und Mai - waren die Arzneimittelausgaben der GKV rückläufig. Im Juli lagen die Ausgaben bei 2,55 Milliarden Euro und damit sechs Prozent unter denen des Juli 2010. Saisonbedingt lagen auch die Absatzmengen, gemessen in verkauften Packungen um 1,5 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres.

Spannend wird es im August. Dann macht sich der Sockeleffekt bemerkbar, weil der erhöhte Rabatt zwölf Monate in Kraft ist. Gleichwohl erwartet Dr. Johann-Magnus von Stackelberg vom GKV-Sitzenverband im Gesamtjahr sinkende Ausgaben. Für 2012 setzt er auf Verhandlungen mit den Herstellern über Höchsterstattungsbeträghe als Folge der frühen Nutzenbewertung. Nach seinen Angaben sind bislang 20 Dossiers eingereicht worden.

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