Alte lassen Kosten nicht explodieren

Der demografische Wandel führt zu einer Kostenexplosion im Gesundheitswesen? Stimmt nicht, sagen jetzt Experten. Eine große Herausforderung stellen aber die vielen Demenzkranken dar.

Von Sunna Gieseke Veröffentlicht:
Lebensabend im Grünen: Die Kosten explodieren dort zumindest nicht.

Lebensabend im Grünen: Die Kosten explodieren dort zumindest nicht.

© Bruce Parrott / fotolia.com

BERLIN. Die Menschen werden immer älter und damit steigt die Anzahl altersbedingter Krankheiten: Die bisher von Experten erwartete Kostenexplosion im Gesundheitssystem wird es dennoch nicht geben.

Das geht aus dem aktuellen Versorgungs-Report 2012 "Gesundheit im Alter" des Wissenschaftlichen Instituts (Wido) der AOK hervor.

Demnach steigen die Gesundheitsausgaben aufgrund des wachsenden Anteils älterer Menschen in der Bevölkerung bis 2050 um 19 Prozent. Das entspricht laut Report einem Ausgabenplus von 0,4 Prozent pro Jahr.

Gesamtanstieg größer als nur bei den Alten

Zum Vergleich: Zwischen 2005 und 2009 sind die Ausgaben der GKV im Jahresmittel um 3,7 Prozent gestiegen.

Die höhere Lebenserwartung ziehe durchaus höhere Kosten mit sich, aber bei weitem nicht in im Ausmaß einer Kostenexplosion, betonte Wido-Geschäftsführer Jürgen Klauber.

Doch nicht in allen Aspekten gibt der Report Entwarnung: Die Zahl der Demenzerkrankten werde bis 2050 deutlich zunehmen. Bis zu 1,4 Millionen Deutsche lebten heute mit einer Demenzerkrankung.

Von 100 Menschen, die älter sind als 80 Jahre, sei jeder Fünfte betroffen. "2050 werden wir es mit bis zu drei Millionen Demenzerkrankten zu tun haben - 90 Prozent davon pflegebedürftig", so Klauber.

Wissen um die Geriatrie benötigt

Er forderte daher eine Entsigmatisierung der Krankheit. "Erste Symptome werden oft verleugnet und selbst von den Hausärzten nicht richtig eingeordnet", betonte der Wido-Geschäftsführer.

Insgesamt müssten sich die Gesundheitsberufe auf die älteren Menschen besser einstellen. Dabei sei für die Älteren keine andere Medizin notwendig, jedoch sei es notwendig, dass Ärzte sich mehr Wissen über die Besonderheiten geriatrischer Patienten aneigneten.

Noch immer erhielten vier Millionen Patienten über 65 mindestens "ein problematisches Medikament, bei dem die Nachteile den Nutzen übersteigen", heißt es in dem Report.

Defizite in der Arzneiversorgung für Ältere

Zu einem ähnlichen Ergebnis kam auch der Altenbericht der Bundesregierungg. Dieser stellte besonders in der Arzneimittel-Therapie erhebliche Wissensdefizite bei Ärzten fest.

"Die Arzneimitteltherapie für Ältere muss dringend verbessert werden", forderte Klauber. Dazu könnten hausärztliche Therapiezirkel und eine auf ältere Menschen zugeschnittene Pharmakotherapieberatung für Ärzte beitragen.

Der Versorgungs-Report 2012 stützt sich nach Angaben des Wido auf Daten von 24 Millionen AOK-Versicherten.

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