Neuer vfa-Chef: "Die Arzneipolitik muss auf den Prüfstand"

Roche-Vorstand Dr. Hagen Pfundner ist der neue Vorstandsvorsitzende des vfa. In Zeiten des AMNOG keine leichte Aufgabe: Pfundner bleibt jedoch optimistisch. An den richtigen Stellschrauben gedreht, hätten Innovationen trotzdem eine Zukunft in Deutschland.

Von Sunna Gieseke Veröffentlicht:

Dr. Hagen Pfundner

Aktuelle Position: Vorstand Roche Pharma AG Deutschland; Geschäftsführer Roche Deutschland Holding GmbH.

Ausbildung: Studium der Pharmazie in Freiburg, Apotheker.

Karriere: 1992 Eintritt bei Hoffmann-La Roche AG Deutschland; 1995 Global Business Leader für Entzündungs- und Knochenkrankheiten bei Roche Schweiz; 1998 Mitglied der Geschäftsleitung Roche in Kanada; 2001 Global Business Director Virology bei Roche Ltd. in der Schweiz; 2003 Geschäftsführer Roche Schweden.

Privates: Pfundner ist Jahrgang 1960, verheiratet und hat zwei Kinder.

BERLIN. Der Verband forschender Arzneimittelhersteller (vfa) hat einen neuen Vorstandschef: Dr. Hagen Pfundner wurde am Mittwoch einstimmig in dieses Amt gewählt.

Der 51-Jährige ist Vorstand der Roche Pharma AG Deutschland und Geschäftsführer der Roche Deutschland Holding GmbH.

Pfundner ist seit 2008 im Vorstand des Verbands und löst jetzt Bayer-Vorstand Wolfgang Plischke ab, der nach vier Jahren Amtszeit, nicht erneut für das Amt kandidierte.

"Bittere politische Entscheidungen getroffen"

Pfundner übernimmt das Amt in schwierigen Zeiten für die Pharma-Branche: "Im letzten Jahr wurden viele bittere politische Entscheidungen getroffen", sagte er nach seiner Wahl zum neuen vfa-Chef in Berlin.

Erst wurde der gesetzliche Zwangsrabatt von sechs auf 16 Prozent erhöht. Dann folgte das Arzneimittel-Marktneuordnungsgesetz (AMNOG), dessen Kern die frühe Nutzenbewertung neuer Wirkstoffe ist.

Mehr Raum für Innovationen

Pfundner bleibt trotz dieser Widrigkeiten vorsichtig optimistisch: Der Stabswechsel an der Spitze des vfa erfolge zum richtigen Zeitpunkt. Schließlich müssten lediglich "notwendige Korrekturen" durch die Koalition vorgenommen werden: "Dann können Innovationen in Deutschland auch künftig noch den notwendigen Raum erhalten."

Schließlich sei es eine besondere Stärke des deutschen Arzneimittelmarktes, dass Innovationen sehr schnell beim Patienten ankommen. Doch mit dem AMNOG sei eine "Zäsur" erfolgt. Daher müsse dringend die frühe Nutzenbewertung auf den Prüfstand, so Pfundner.

Hier müssten vor allem die gewählten Vergleichstherapien unter die Lupe genommen werden. "Die Nutzenbewertung darf keine verkappte, vorgezogene Preisverhandlung sein", ergänze vfa-Hauptgeschäftsführerin Birgit Fischer.

Zwangsrabatt gehört auf den Prüfstand

Aber auch der Zwangsrabatt gehört nach Ansicht Pfundners auf den Prüfstand - das sei "längst überfällig". Dieser treffe alle Pharma-Unternehmen erheblich in ihrer Leistungsstärke, aber auch ihrem Ansehen.

Es könne nicht sein, dass trotz guter Konjunktur weiter an der Pharma-Industrie gespart werde. Dafür wolle er sich "ohne Geschwurbel" klar gegenüber der Politik positionieren, sagte Pfundner der "Ärzte Zeitung."

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