Kommentar

Implausibilitäten des Systems

Hauke GerlofVon Hauke Gerlof Veröffentlicht:

Wie kann das sein? Ein Arzt lässt sich mit Mitte 60 als Landarzt neu nieder. Er hat jahrelang seine Kollegen in Sachen Pharmakotherapie beraten; er kennt das KV-System wie kaum ein anderer, auch von Funktionärsseite her; und er ist in den Zirkeln der Arzneimittelpolitik zu Hause.

Und doch überschreitet er seine Richtgröße und muss gleich in den ersten sechs Monaten einen fünfstelligen Regress fürchten.

Was Dr. Jan Geldmacher, früherer KV-Vorstand in Südbaden und in Baden-Württemberg, derzeit in Niedersachsen erlebt, lässt sich nur als eine der vielen Implausibilitäten im KV-System deuten.

Es könnte auch ein Witz sein, wenn es nicht die traurige Realität für viele Landärzte wäre - und abschreckendes Beispiel für junge Ärzte, die doch auf dem Land so dringend gebraucht werden.

Die Argumente Geldmachers sind dagegen sehr plausibel. Die Versorgungstiefe bei Hausärzten in dünn besiedelten Gebieten mit einer fernen Facharztversorgung ist eine andere als in der Stadt, wo der nächste Facharzt um die Ecke sitzt und die Medikation weitgehend übernimmt. Das weiß man allerdings nicht erst seit gestern.

Es ist eher unwahrscheinlich, dass Geldmacher am Ende zahlen muss. Was Beobachter nachdenklich stimmt: Die Lernkurve im System ist offenbar äußerst flach.

Lesen Sie dazu auch: Ex-KV-Funktionär schwebt in Regressgefahr

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Leitartikel zu Geheimpreisen für neue Arzneimittel

Kosten und Nutzen

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