Kommentar
Noch ein Opt out
Nun hat der GKV-Spitzenverband die Schraube überdreht. Seine Vorstellungen, ein onkologisches Orphan Drug zum Preis von alten Standard-Zytostika zu bekommen, sind nicht von dieser Welt, weder ökonomisch noch juristisch.
Der Hersteller Pfizer hat die Konsequenzen gezogen und bietet das seit März 2013 zugelassene Bosulif® gegen Chronisch Myeloische Leukämie in Deutschland nicht mehr an. Betroffen sind bis zu 500 Patienten pro Jahr.
Das Ergebnis steht im Widerspruch zum europäischen Arzneimittelrecht. Mit der speziellen Gesetzgebung für Orphan Drugs soll die Entwicklung von Therapien gegen seltene Krankheiten gezielt gefördert werden, und zwar vor allem dort, wo es fast keine Behandlungsalternativen gibt. Dieses Ziel durchkreuzt der GKV-Spitzenverband.
Die betroffenen Patienten und ihre Ärzte werden damit auf einen mühsamen Weg geschickt. Da Bosutinib europaweit zugelassen ist, ist es nach wie vor in Deutschland verkehrs- und verordnungsfähig. Es kann über Auslandsapotheken beschafft werden. Das sollten Ärzte wissen.
Aber dann beginnt der mühselige Kampf um die Erstattung der vorgelegten Arzneimittelkosten. Bei fast 70.000 Euro pro Jahr ist klar, wer hier auf der Strecke bleibt: der Patient.
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