DAK-Studie zeigt

AMNOG kommt in Arztpraxen nicht an

Das AMNOG liegt offenbar im toten Winkel der Wahrnehmung von Ärzten. Eine Analyse im Auftrag der DAK erhärtet diesen Befund.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:

BERLIN. Die Ergebnisse der frühen Nutzenbewertung kommen nicht in den Praxen an. Das ist die Kernaussage des AMNOG-Reports der DAK Gesundheit und der Universität Bielefeld. Der Gesundheitsweise und Report-Autor Dr. Wolfgang Greiner empfahl am Dienstag in Berlin, Informationen aus den AMNOG-Verfahren für Ärzte deutlich erkennbar in der Praxis-EDV zu hinterlegen.

Der Analyse der Universität Bielefeld zufolge steigen nach der Nutzenbewertung mit einem Plus von 14,7 Prozent ausgerechnet die Verordnungen der Arzneimittel ohne bescheinigten Zusatznutzen am stärksten an. Das hat eine Befragung von rund 200 Ärzten für den AMNOG-Report ergeben. Dafür gibt es Gründe: Bei der Prüfung neuer Wirkstoffe würden für die Versorgung relevante Faktoren wie die Darreichungsform zu wenig berücksichtigt, sagte Greiner.

Auch Wirkstoffe ohne Zusatznutzen seien deshalb mitunter eine therapeutisch sinnvolle Option.

Ein weiterer Grund ist die Angst vor Regress. Rund die Hälfte der befragten Ärzte gab an, eher nach Wirtschaftlichkeit als nach Zusatznutzen zu verordnen. "Das Thema muss bei der Neuordnung der Wirtschaftlichkeitsprüfung, an der Krankenkassen und KVen derzeit arbeiten, auf die Agenda", sagte DAK-Chef Professor Herbert Rebscher.

In 20 der analysierten AMNOG-Verfahren konnten sich der GKV-Spitzenverband und die Hersteller nicht auf einen Preis einigen. Nach bislang 14 abgeschlossenen Schiedsverfahren sind ausweislich des Reports nur noch zwei der betroffenen Produkte am Markt. Eine Reform der Schiedsverfahren sei unabdingbar, sagte Rebscher.

40 Prozent der Marktrücknahmen betreffen Wirkstoffe zur Behandlung von Stoffwechselerkrankungen.

Das ruft Kritik auch an anderer Stelle hervor. Ein Rückzug von Medikamenten aufgrund des AMNOG-Verfahrens führe zu einer Verschlechterung der klinischen Forschungsbedingungen, sagte der Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft, Professor Baptist Gallwitz am Dienstag in Berlin. Klinische Studien seien nicht mehr möglich, wenn die entsprechenden Medikamente nicht mehr verfügbar seien.

Reibungsverluste durch das AMNOG werden derzeit zwischen Industrie und Regierung diskutiert. Änderungen am Gesetz werden bis zum kommenden Sommer erwartet. (Mitarbeit mam)

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