Kinderarzneien

Wo gibt es Systemversagen?

Der Gesetzgeber fordert präzise Angaben von der Industrie, welche Hindernisse für die Entwicklung von Kinderarzneimitteln existieren.

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BERLIN. Die Ergebnisse des Pharmadialogs zwischen Regierung und Industrie stoßen bei den Abgeordneten des Deutschen Bundestags in Teilen auf Unverständnis. Das wurde bei der 4. Berliner Runde des Bundesverbands der Arzneimittelhersteller deutlich.

Anliegen der Hersteller ist es, bessere Rahmenbedingungen für die Erforschung von Arzneimitteln für Kinder zu erreichen. Bislang landen die in der Regel automatisch im Festbetragssystem - nach Auffassung der oft mittelständischen Entwickler eine Innovationsbremse.

Anschauungsbeispiele fehlen

Der arzneimittelpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Michael Hennrich (CDU), stellte bei der Veranstaltung in Berlin in Frage, ob der Gesetzgeber überhaupt tätig werden müsse, um therapeutischen Neuerungen in der Behandlung von Kindern auf den Markt zu helfen.

Es fehlten Anschauungsbeispiele, wo eine Schrittinnovation die Versorgung von Kindern verbessert habe. "Wir führen die Debatte sehr abstrakt", sagte Hennrich. Er forderte die Vertreter der Pharmaindustrie auf, konkret zu benennen, wo das System versagt habe.

Hilfestellung beim Marketing werde die Politik sicherlich nicht geben. vdek-Chefin Ulrike Elster zweifelte die Zuständigkeit der Politik an. Für die Festbeträge sei die Selbstverwaltung zuständig.

PUMA-Regel

Zum System gehört zum Beispiel die PUMA-Regel (Paediatric Use Marketing Autorisation), die Herstellern von Kinderarzneien Sonderrechte einräumt. Sie soll bei Weiterentwicklungen auf der Grundlage von aus dem Patentschutz gelaufenen Wirkstoffen greifen.

Für den AbbVie-Manager Philipp Huwe fallen die unternehmerischen Entscheidungen jedoch früher. Wichtig sei es, Anreize zu schaffen, vorhandene Arzneien auch für den Einsatz bei Kindern zu erforschen, zum Beispiel bei der Dosierung sowie bei Art und Zahl der täglichen Applikationen.

An diesen Stellen würden Investitionen so wenig belohnt, dass sie sich in der Regel nicht rechneten.

Das bezweifelte Linken-Politikerin Kathrin Vogler. "Wann haben Festbeträge den Marktzugang von Schrittinnovationen behindert", fragte sie. (af)

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