MLP-Gesundheitsreport

Erstmals überwiegend gute Werte für die Gesundheitspolitik

Mit einer Ausnahme – den Terminservicestellen – treffen alle gesundheitspolitische Reforminitiativen der großen Koalition auf Zustimmung der niedergelassenen Ärzte.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Daumen hoch oder runter für die gesundheitspolitischen Reformen?

Daumen hoch oder runter für die gesundheitspolitischen Reformen?

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BERLIN. Bei aller immer wieder gehörten Kritik an einzelnen Punkten: Die Deutschen wissen ihr Gesundheitssystem zu schätzen. Gerade die Ärzte stellen dem Niveau der Gesundheitsversorgung ein sehr gutes Zeugnis aus.

Nach dem Gesundheitsreport 2016 des Finanzvertriebs MLP halten 93 Prozent der Ärzte das Gesundheitssystem für gut oder sehr gut. Ihre Einschätzung hat sich seit 2008 – als die Gesundheitsministerin noch Ulla Schmidt hieß – merklich verbessert. Damals waren es 80 Prozent.

In der Allgemeinbevölkerung hat es einen noch stärkeren Vertrauensschub gegeben. Während im Jahr 2008 nur 59 Prozent das Gesundheitssystem und die Versorgung für gut oder sehr gut hielten, sind es im laufenden Jahr 82 Prozent.

Für den repräsentativen Gesundheitsreport hat das Institut für Demoskopie Allensbach 1920 Personen ab 16 Jahren interviewt. In die telefonische Befragung der Mediziner waren 308 niedergelassene und 204 Klinikärzte einbezogen.

Traumhafte Zahlen für Ulla Schmidt

Die zunehmend positive Einschätzung des Gesundheitssystems schlägt sich in der Bewertung der Gesundheitspolitik der Bundesregierung nieder, berichtete Allensbach-Geschäftsführerin Renate Köcher in Berlin. In der Bevölkerung haben zurzeit 40 Prozent einen guten Eindruck, nur 29 Prozent einen schlechten. "Ulla Schmidt wäre selig gewesen, solche Zahlen zu erzielen", betonte Köcher. 2008 hatten nur 18 Prozent einen guten Eindruck.

Bei den Ärzten überwiegen zwar nach wie vor die negativen Stimmen, ihr Anteil ist aber geringer geworden. 2008 fiel die Gesundheitspolitik bei 85 Prozent durch, 2016 bei 62 Prozent.

"Die Überzeugung, dass man das Gesundheitswesen reformieren muss, geht kontinuierlich zurück", nannte Köcher eine Folge der verbesserten Stimmung. Während 2009 insgesamt 65 Prozent der Bevölkerung einen umfassenden Reformbedarf sahen, sind es zurzeit nur noch 41 Prozent. Bei den Ärzten verlangt mit 66 Prozent zwar die große Mehrheit Veränderungen. 2009 galt das aber noch für 81 Prozent.

Klinikärzte zufriedener als niedergelassene Ärzte mit Reformen

Die von Gesundheitsminister Hermann Gröhe initiierten Reformen schneiden bei Klinikärzten durchgängig besser ab als bei ihren niedergelassenen Kollegen. Das gilt besonders für die Terminservicestellen: Sie finden nur 16 Prozent der Niedergelassenen gut, aber 62 Prozent der Kliniker.

Immer mehr Patienten haben das Gefühl, dass ihnen schon einmal aus Kostengründen eine Behandlung oder ein Medikament vorenthalten wurde. Ihr Anteil stieg von 31 Prozent 2012 auf 40 Prozent 2016. Mehr Patienten machen die Erfahrung, dass sie Kosten selbst tragen müssen. "Die negativen Veränderungen führen aber nicht zur der Empfindung einer gravierenden Verschlechterung der Gesundheitsversorgung", betonte Köcher.

2016 gaben 54 Prozent der Ärzte an, dass sie noch nie aus Kostengründen auf eine notwendige Behandlung verzichten mussten, 2014 waren es 59 Prozent. Die Entwicklungen sind jedoch in Klinik und Praxis gegenläufig.

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