Impfstoffentwicklung

Ärzte und Industrie fordern Hilfen

Vogelgrippe, MERS, Zika-Virus, Ebola: Infektionskrankheiten erfordern weltweite Antworten von der Gesundheitspolitik. Darauf machen Ärzte ohne Grenzen, Verbände der Pharmaindustrie und internationale Organisationen aufmerksam.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Während der Ebola-Epidemie 2014 in Liberia: Impfstoffe werden getestet.

Während der Ebola-Epidemie 2014 in Liberia: Impfstoffe werden getestet.

© Ahmed Jallanzo / EPA / dpa

BERLIN. Die G20-Präsidentschaft Deutschlands macht es möglich. Erstmals treffen sich am Freitag und Samstag die Gesundheitsminister der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer der Welt, um sich über ein globales Krisenmanagement beim Ausbruch von Infektionskrankheiten wie Ebola und Influenza über Mers und Sars bis zur aktuellen Krise um das Mikroenzephalie bei Föten auslösende Zika-Virus auszutauschen.

In einem offenen Brief an die Teilnehmer hat die internationale Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen die Teilnehmer des Gipfels aufgefordert, Anreize zu schaffen, dass betroffene Länder Ausbrüche zeitnah der Weltgesundheitsorganisation melden, um zügige Reaktionen zu ermöglichen. Ärzte ohne Grenzen fordert zudem Unterstützung für die WHO und die 2016 geschmiedete internationale Coalition for Epidemic Preparedness Innovations (CEPI).

In der CEPI, mit Hauptquartier in Oslo, ist Deutschland zusammen mit Norwegen, Japan, der Bill&Melinda Gates-Stiftung und dem Wellcome Trust der wichtigste Geldgeber. Insgesamt stehen mehr als 500 Millionen US-Dollar zur Verfügung, um eine Entwicklung von Impfstoffen gegen Erreger mit dem Potenzial zu epidemischen oder gar pandemischen Ausbrüchen jenseits von Marktinteressen zu fördern. Die EU habe weitere 250 Millionen Dollar für CEPI in Aussicht gestellt, berichtete der deutsche CEPI-Manager Dr. Ralf Clemens am Mittwoch in Berlin. Die am Projekt beteiligten Pharmaunternehmen hätten sich verpflichtet, die von CEPI geförderten Impfstoffe in Ausbruchsgebieten zum Herstellungspreis plus geringer Margen von fünf bis zehn Prozent zur Verfügung zu stellen.

Ziele des vorerst bis 2021 geplanten Programms sei die Unterstützung der Entwicklung von Impfstoffen gegen das Middle East Respiratory Syndrome Coronavirus (Mers), das Lassa-Fieber und und das in Asien und Afrika identifizierte Nipah-Virus. 28 Unternehmen, Universitäten und Konsortien weltweit haben auf die Ausschreibung geantwortet. Insgesamt neun Angebote gibt es mit deutscher Beteiligung. Zudem will CEPI bereits fertigen Impfstoffen gegen das Ebola-Virus über die letzten Zulassungshürden helfen.

Vertreter des Verbands der forschenden Pharmaunternehmen (vfa) halten es für offensichtlich, dass ein wirksameres globales Krisenmanagement nicht nur organisatorische, sondern auch medizinisch-pharmazeutische Vorbereitungen erfordere. Ein Beitrag könne darin bestehen, gegen derzeit noch als exotisch empfundene Infektionskrankheiten vorsorglich Impfstoffe zu entwickeln und Techniken zu etablieren, die im Bedarfsfall eine Impfstoffentwicklung- und produktion in kürzerer Zeit als heute ermöglichen sollen. Angesprochen sind hier Anbieter von Plattform-Technologien, die mittels gentechnischer Methoden Impfstoffe in der Rekordzeit von unter acht Wochen entwickeln und herstellen können.

CEPI ist kaum gestartet, aber schon fürchtet Ralf Clemens um die nachhaltige Finanzierung des Projekts. In vielen Regionen werde weiter auf potente Impfstoffe gegen gefährliche Infektionskrankheiten gewartet. Diese Arbeit sei 2021 längst nicht abgeschlossen. Die in Berlin versammelten Gesundheitsminister sollten zudem klare Teilnahmebedingungen für Unternehmen aufsetzen.

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