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Beschwerde-Brief an den Minister

Die Arzneimittelhersteller sind sauer auf den GKV-Spitzenverband. Jetzt haben sie sich bei Gesundheitsminister Gröhe beschwert.

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BERLIN. Der Verband Forschender Arzneimittelhersteller (vfa) hat sich bei Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) über die Öffentlichkeitsarbeit des GKV-Spitzenverbands beschwert.

In einem offenen Brief an Gröhe wirft der vfa den Kassenvertretern vor, mit falschen Fakten über Arzneimittel "in unverantwortlicher Weise" die Patienten zu verunsichern.

Weiter heißt es: "Wir fordern den GKV-Spitzenverband daher nachdrücklich zur Versachlichung der Debatte auf und bitten Sie, dies im Rahmen ihrer Aufsichtsfunktion zu unterstützen."

Der GKV-Spitzenverband hatte kürzlich in einer Pressemitteilung kritisiert, dass Informationen über den Zusatznutzen neuer Medikamente nicht schnell genug in den Arztpraxen ankämen.

Arzinformationssystem kein Kostensteuerungsinstrument der Kassen

Dabei dürfe ein Arztinformationssystem, beklagt der vfa nun, nicht "- wie es der GKV-Spitzenverband offenbar zu interpretieren versucht - primär als Kostensteuerungsinstrument der Krankenkassen dienen".

Es dürfe nicht der Eindruck entstehen, Verordnungen von Arzneimitteln ohne nachgewiesenen Zusatznutzen seien unwirtschaftlich oder unzweckmäßig, heißt es in dem von vfa-Hauptgeschäftsführerin Birgit Fischer unterzeichneten Brief.

Auch "Arzneimittel ohne nachgewiesenen Zusatznutzen sind zumindest genauso gut wie der (...) Versorgungsstandard." Dass bewusst Fragen der Bewertung und der Sicherheit von Arzneimitteln vermischt würden, sei keine verantwortungsvolle Art der Kommunikation.

Der Sprecher des GKV-Spitzenverbands Florian Lanz nannte es unverständlich, dass sich der vfa "so sehr gegen bessere Informationen für die Ärzte wehrt", denn neue Medikamente mit Zusatznutzen könnten Ärzte "nur verordnen, wenn sie davon auch wissen".

Kritik kommt auch von der DGHO

Kritik an der Kommunikationspolitik des Kassenverbands hat indes auch die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) geübt und die Mitteilung in Teilen als "sowohl formal als auch inhaltlich falsch" bezeichnet.

Das Beispiel einzelner Wirkstoffe zeige, "wie komplex die Interpretation von Ergebnissen der frühen Nutzenbewertung" sein kann. So sei die Veröffentlichung des Zusatznutzens "ohne Diskussion der zweckmäßigen Vergleichstherapie nicht sinnvoll".

Professor Bernhard Wörmann, Medizinischer Leiter der DGHO, warnte, Verordnungsampeln an der falschen Stelle führten zu "Fehlentscheidungen, nicht zu höherer Sicherheit".

Der vfa appellierte an Gröhe, "im Interesse der adäquaten Arzneimittelversorgung" auf den GKV-Spitzenverband einzuwirken.

Fischer zeigte sich bereits auf dem Ärztetag irritiert über eine Debatte, die "pessimistischen Szenarien Raum gibt". Im Video-Interview mit der "Ärzte Zeitung" (siehe unten) kritisierte sie eine Debatte, die von "Legendenbildungen" dominiert sei. (jk, mit dpa-Material)

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Veröffentlicht: 31.05.2016 © Springer Medizin

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