Kommentar zu Wolfsburg

Lockruf des Geldes verhallt

Christian BenekerVon Christian Beneker Veröffentlicht:

viele Deutsche Kommunen sind offensiv in den Wettbewerb um Ärzte eingestiegen. Sie bieten ihnen Plätze für Kindertagesstätten, Praxen zu sehr günstigen Konditionen, Hilfe bei der Jobsuche für den Ehepartner und - Geld. Die Not öffnet die Portemonnaies.

Das ist eigentlich nicht neu. Aber bisher galt, dass sich vor allem die ländlichen Gebiete nach der Decke strecken mussten. Jetzt zeigt sich: Auch größere Städte können in den Sog des Ärztemangels geraten.

So scheint es der fünftgrößten Stadt Niedersachsens zu ergehen - Wolfsburg. Für jeden neuen niedergelassenen Arzt hat die 120.000-Einwohner-Stadt deshalb 50.000 Euro ausgelobt und damit die Prämie mehr als verdoppelt.

Wie alle anderen leben auch die jungen Ärzte lieber in der großen Stadt. Entsprechend fehlverteilt sind sie.

Seit 2012 ist die Residenzpflicht für Ärzte zwar passé. Aber die Regelung hat - jedenfalls für Wolfsburg - nicht genug Gewicht, um genug junge Ärzte zum Pendeln etwa zwischen Hannover und Wolfsburg zu bewegen.

Nun soll sie mehr Geld locken. Allerdings hat die Prämie den unangenehmen Beigeschmack des Schmerzensgeldes. Aber nicht nur deshalb wird sie nichts ausrichten.

Denn wenn ein junger Arzt nicht nach Wolfsburg oder in den Bayerischen Wald will, dann geht er auch nicht. Auch nicht für 50 000 Euro. Und die Kollegen, die sich ohnedies dort niederlassen wollen, nehmen die Prämie gerne mit.

Sie wissen: Keine vernünftige Medizin ohne vernünftiges Geld. Aber sie wissen auch: Vernünftige Medizin funktioniert nicht nur in Berlin.

Lesen Sie dazu auch: Beispiel Wolfsburg: Ärztemangel erreicht die Städte

Mehr zum Thema

„Keine weiteren bundesweiten Blaupausen“

AOK drängt auf stärker regional ausgerichtete Versorgungskonzepte

Versorgungslage

Ärztemangel? Prognose: Schwindsucht

Allokation von Ressourcen in schwierigen Zeiten

Allgemeinmedizin, das ist lebenslange Präzisionsmedizin

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Neuer Hoffnungsträger

Homotaurin-Prodrug bremst Alzheimer

Gesundheitskongress des Westens

KBV-Chef Gassen fordert: Vergütungsreform muss die Patienten einbeziehen

Lesetipps
Schwere Infektionen mit Antibiotika richtig behandeln: Behandlungsmythen, die so nicht stimmen.

© bukhta79 / stock.adobe.com

Richtig handeln bei Infektionen

Drei Mythen bei der Antibiotika-Therapie auf dem Prüfstand