Fokus auf Work-Life-Balance

Ärzte im Saarland ziehen Anstellung Freiberuflichkeit vor

Die Zahl der Kassenärzte steigt, aber immer weniger wollen eine eigene Praxis haben. Grund ist die sogenannte Work-Life-Balance: Im Angestelltenverhältnis ist es einfacher, Privatleben und Beruf unter einen Hut zu bringen.

Andreas KindelVon Andreas Kindel Veröffentlicht:
Junge Ärzte überlegen zweimal, ob sie sich mit eigener Praxis niederlassen oder lieber anstellen lassen.

Junge Ärzte überlegen zweimal, ob sie sich mit eigener Praxis niederlassen oder lieber anstellen lassen.

© contrastwerkstatt / fotolia.com

SAARBRÜCKEN. Im Saarland wollen immer weniger Kassenärzte eine eigene Praxis betreiben, sondern sich lieber bei Vertragsärzten und Versorgungszentren anstellen lassen.

Der Anteil der angestellten Ärzte bei der KV Saarland beträgt inzwischen 25 Prozent. Das geht aus neuen Zahlen hervor, die die KV jetzt vorgelegt hat.

Demnach ist der Anteil der Angestellten unter den Vertragsärzten seit 2013 von 20 auf 25 Prozent gestiegen. Bei den Fachärzten liegt der Angestellten-Anteil inzwischen sogar bei 33 Prozent.

Bei den Hausärzten sind es 16 Prozent. Über 60 Prozent von ihnen sind bei anderen Vertragsärzten angestellt, die anderen bei Medizinischen Versorgungszentren.

"Die Entwicklung geht bei uns eindeutig zum angestellten Arzt", sagte der stellvertretende saarländische KV-Vorsitzende Dr. Joachim Meiser. "Junge Ärzte wollen heute eine klar definierte Arbeitszeit, Beruf und Familie in Einklang bringen und wollen nicht die Verantwortung eines Praxisinhabers übernehmen", so der KV-Vize.

Verbunden mit dem Trend zum Angestellten-Status ist auch, dass immer mehr Vertragsärzte nur Teilzeit arbeiten. Das erklärt auch, warum die KV trotz steigender Arztzahlen vor Engpässen warnt.

Denn im Vergleich zu 2013 ist die Zahl der KV-Mitglieder an der Saar um 2,6 Prozent auf 2155 gestiegen.

Ein Plus gab es bei den Psychologischen Psychotherapeuten (plus 19 Prozent), den Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten (plus 8,9 Prozent), den Ermächtigten Ärzten (plus 4 Prozent) und den Fachärzten (plus 1,4 Prozent). Die Zahl der Hausärzte sank um 0,4 Prozent.

Die KV Saar wies außerdem auf einen anderen Trend hin: Mittlerweile sind 11 Prozent aller Vertragsärzte an der Saar älter als 65.

Teilweise betreuen sie noch weit über 1000 Patienten im Quartal. In einigen saarländischen Kommunen würde die ambulante Versorgung ohne sie nicht mehr funktionieren.

Dabei arbeiten die "Senioren-Ärzte" nicht mehr unbedingt in eigener Praxis.

Etliche Mediziner haben ihre Praxis verkauft und haben sich dann von ihrem Nachfolger anstellen lassen und arbeiten so weiter in der Versorgung.

Allerdings gelingt das nicht immer."In den letzten drei Jahren haben wir 33 Hausarzt-Praxen ohne Nachfolger geschlossen", berichtete KV-Vize Meiser. "Und zur Zeit stehen 20 Hausarzt-Praxen zur dringenden Vermittlung an".

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