Niedersachsen

In zehn Minuten ist jeder beim Hausarzt

Hausärzte liegen in vielen Fällen sprichwörtlich "um die Ecke", so eine Erreichbarkeitsanalyse der KV Niedersachsen. Doch das könnte sich ändern.

Christian BenekerVon Christian Beneker Veröffentlicht:
Zehn Minuten: Bis auf wenige Ausnahmen braucht so lange ein Niedersachse maximal zum Hausarzt - doch auch in Zukunft?

Zehn Minuten: Bis auf wenige Ausnahmen braucht so lange ein Niedersachse maximal zum Hausarzt - doch auch in Zukunft?

© Gina Sanders / fotolia.com

HANNOVER. In Niedersachsen sind Hausärzte mit dem Auto gut erreichbar: 97 Prozent der rund 7,8 Millionen Niedersachsen erreichen innerhalb von zehn Minuten einen niedergelassenen Hausarzt.

Nur drei Prozent der Bürger benötigen zwischen elf und 20 Minuten, vor allem auf dem Land. Das hat eine Erreichbarkeitsanalyse der KV Niedersachsen (KVN) ergeben.

Für die Analyse wurden 5134 Hausärzte geocodiert bis auf die Hausnummer. Das heißt, die Analyse registrierte, wo genau jeder Hausarzt praktiziert.

Dann legten die Analysten ein Netz aus rund 15.000 Messpunkten über das Land - das sind Gebiete mit rund 300 Haushalten. Auch Straßen und natürliche Grenzen wie beispielsweise Flüsse wurden mit eingerechnet. Schließlich wurden Haushalte und Praxen unter Berücksichtigung der Straßenverläufe zueinander ins Verhältnis gesetzt und die Entfernungen registriert.

"Tatsächlich haben wir nur drei Gemeinden, in denen man etwa 18 Minuten zum Hausarzt fahren muss", sagt KV-Sprecher Detlef Haffke der "Ärzte Zeitung".

Die Angaben über die Versorgungssituation in Wegminuten sind nach seiner Angabe für die Patienten eine aussagekräftige Größe.

Kapazitäten der Praxen nicht berücksichtigt

Allerdings fragten die Analysen nicht danach, welche Art von Hausärzten die Patienten nach durchschnittlich fünf Minuten Autofahrt antreffen - einen, der noch Zeit und Muße hat für seine Patienten hat, oder ein hoffnungslos überfülltes Wartezimmer. Denn die Kapazitäten der Praxen wurden nicht untersucht.

"Für ein Flächenland ist das Ergebnis aus meiner Sicht sehr gut", sagte der Vorstandsvorsitzende der KVN, Mark Barjenbruch. "Raumbezogene Daten sind für uns eine wichtige Informations- und Entscheidungsgrundlage bei der Bewältigung komplexer Planungen und Analysen für die Sicherstellung der ambulanten Versorgung in Niedersachsen", so der Vorstandsvorsitzende.

Um ein genaueres Bild der Versorgung zu erhalten, will die KVN alljährlich eine Erreichbarkeitsanalyse machen. Denn in den kommenden Jahren wird ein Drittel der Hausärzte in Niedersachsen aus Altersgründen ihre Praxen aufgeben.

Das Analyseraster bleibt allerdings für einen Flecken im Land blind: die Insel Juist. Dort gibt zwar zwei Hausärzte, aber keine Autos.

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