KOMMENTAR
Mediziner und Unternehmer
Der Streit um das Pilotprojekt einer ambulanten Versorgung abseits der Kassenärztlichen Vereinigung in Nordhessen scheidet die Gemüter. Sicherlich ist es die breite Mehrheit der niedergelassenen Ärzte, die den "73c-Vertrag" ablehnt. Doch angesichts wachsender Unzufriedenheit mit dem vertragsärztlichen System entdecken immer mehr Ärzte auch ihre unternehmerische Seite und wittern neue Chancen.
Auch die Ärztegenossenschaft Doxs wurde von der Diskussion erschüttert. Dabei sind beide Blickwinkel an der Spitze vertreten: Der Vorsitzende des Doxs-Aufsichtsrats, Uwe Popert, gilt in der Region als Arzt mit profilierten medizinischen Interessen, der Vorstandsvorsitzende Withold Kietzmann dagegen eher als unternehmerischer Typ.
Beide wollen aber am einheitlichen Auftreten ihrer Genossenschaft festhalten, die Diskussion damit aber hoffentlich nicht beenden. Denn - mit unterschiedlichen Schwerpunkten - ist jeder Praxisinhaber längst beides: Mediziner und Unternehmer. Das Ziel, beide Seiten des Arztberufs bestmöglich miteinander zu verbinden, ist damit jeden konstruktiven Streit wert.
Dabei kann keine Seite den Patienten für sich allein beanspruchen. Natürlich wollen Patienten für ihre jeweilige Krankheit die bestmögliche Behandlung. Doch die Patienten sind gleichzeitig auch Beitragszahler - und teilen in dieser Rolle das Streben nach einer wirtschaftlichen Versorgung.
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