13 Listen für über 20 500 Ärzte in Hessen

FRANKFURT/MAIN (ine). Bei den letzten Kammerwahlen in Hessen im Jahr 2004 hatten der Marburger Bund, die Fachärzte und die Hausärzte die meisten Stimmen bekommen. Nun stehen wieder Wahlen an. Vom 21. Mai bis 5. Juni können die Vertragsärzte ihre Stimmen an über 13 Listen vergeben.

Veröffentlicht:

Die Delegierten der Liste "Die Hausärzte" wollen wieder antreten. Sie hatten bei den vergangenen Wahlen mit Marburger Bund, der Liste der Älteren Ärzte und der Liste der Ärztinnen koaliert und den Vizepräsidenten der Kammer, Martin Leinbeck, gestellt. Doch die Hausärzte fühlten ihre Interessen - aufgrund der "zahlenmäßigen Übermacht der Fach- und Klinikärzte - missachtet. Gegen Ende der Legislaturperiode legten sie aus Protest die Zusammenarbeit mit der Ärztekammer nieder.

"Die Kammer ist keine Selbstverwaltung für Ärzte sondern eine Behörde von Verwaltungsangestellten gegen die Ärzte", so die harsche Kritik der Hausärzte. "Was uns ganz besonders getroffen hat, war die Mehrheitsentscheidung der Delegiertenversammlung, den Begriff des Hausarztes aus der Weiterbildungsordnung zu streichen", so der Listenvorsitzende Dr. Dieter Conrad.

Obwohl die Hausärzte gegen den Beschluss protestiert hätten, seien die Delegierten nicht darauf eingegangen. "Es sind nicht die Hausärzte, die die Ärzteschaft spalten, sondern solche Beschlüsse", sagt Conrad. Nun will er es wieder wissen. Sein Motto: "Hausärzte wählen Hausärzte. Alles andere ist eine Schwächung hausärztlicher Interessen."

Konkurrenz bekommt dieses Jahr die Liste älterer Ärzte. Sie empfiehlt sich den Kammermitgliedern als "Ihre Liste mit Tradition". Doch nun wollen auch die "Fachärzte 60+" ein Stück vom Kuchen. Mit dabei ist der ehemalige Kammer-Chef Dr. Alfred Möhrle. Er tritt für eine gesicherte Altersversorgung für alle Kollegen und den Erhalt der fachärztlichen Versorgung in Praxen und Kliniken ein.

Mit dem Thema sichere Renten gehen mehrere Listen ins Rennen: Dazu gehören etwa der NAV-Virchowbund, die Liste demokratischer Ärzte - und auch der Marburger Bund. Die Klinikärzte haben sich zudem die Reform der Weiterbildung, den Abbau bürokratischer Hürden, die Begrenzung der Kammerbeiträge, erschwingliche Fortbildungskurse und bessere Arbeitsbedingungen auf die Fahnen geschrieben. Prominenteste MB-Listenvertreterin ist Kammerchefin Dr. Ursula Stüwe.

Eine deutliche Vorstellung von der Arbeit der neuen Ärztekammer haben auch die Fachärzte. Sie fordern "Eine Ärztekammer für Ärzte und nicht gegen Ärzte". Zudem wollen sie sich für einen leichteren Zugang zur Weiterbildung von niedergelassenen Fachärzten und für flexible Arbeitszeitmodelle einsetzen. Für letzteres plädieren auch die Ärztinnen Hessen. Sie setzen sich für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf und für mehr Ärztinnen in den Gremien der Ärztekammer ein. "Kompetenz durch Wissen und Erfahrung" verspricht indessen der Hartmannbund mit der Chirurgin Ingrid Hasselblatt-Diedrich auf dem ersten Listenplatz.

Neu im Rennen um die Gunst der Wähler ist die Liste "Ärzte für Hessen". Die 30 Kandidaten werben mit dem Motto "Kompetenz statt Einheitsmedizin". An ihrer Spitze stehen Professor Hansjörg Melchior und Professor Joachim Glaser. Sie wollen den Beruf des unabhängigen Arztes stärken, Fachkompetenz und Behandlungsfreiheit sichern. Ebenfalls zum ersten Mal stellen sich die Liste Neuromedizin, die Liste der niedergelassenen Operateure und die Liste Genossenschaften, Netze und Verbünde zur Wahl. Letztere setzen sich für moderne Strukturen im ambulanten Bereich ein, mit dem Ziel die niedergelassenen Kollegen wirtschaftlich und strukturell zu stärken.

Weitere Infos zur Wahl in Hessen unter www.laekh.de

STICHWORT

Kammerwahlen

Die neue Legislaturperiode dauert fünf statt wie bislang vier Jahre. Das Ärzteparlament hat 80 Sitze. Die Wahlen dauern bis 5. Juni. In der konstituierenden Sitzung am 30. August 2008 werden dann das neue Präsidium samt Präsident/in gewählt. Zur Wahl sind insgesamt 20 517 Ärzte aufgerufen. 9806 von ihnen sind in Praxen niedergelassen, 10 711 sind als Klinikärzte kurativ tätig.

Schlagworte:
Mehr zum Thema

Wenige Genehmigungen entzogen

KBV veröffentlicht Qualitätsbericht für 2022

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Weniger Rezidive

Hustenstiller lindert Agitation bei Alzheimer

Lesetipps
Ulrike Elsner

© Rolf Schulten

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“

KBV-Chef Dr. Andreas Gassen forderte am Mittwoch beim Gesundheitskongress des Westens unter anderem, die dringend notwendige Entbudgetierung der niedergelassenen Haus- und Fachärzte müsse von einer „intelligenten“ Gebührenordnung flankiert werden.

© WISO/Schmidt-Dominé

Gesundheitskongress des Westens

KBV-Chef Gassen fordert: Vergütungsreform muss die Patienten einbeziehen