KOMMENTAR
Geschlossenheit führt zum Erfolg
Als der Marburger Bund vor einigen Jahren die Tarifgemeinschaft mit Verdi aufgekündigt hat, konnte niemand die Folgen dieser Entscheidung überblicken. Und der Führungsspitze um den damaligen MB-Chef Dr. Frank Ulrich Montgomery war anfangs gar nicht wohl bei der Sache.
Rückblickend betrachtet war diese Entscheidung goldrichtig, denn die öffentliche Wahrnehmung des Verbandes und sein Einfluss auf politischer Ebene ist seit der Trennung erheblich gestiegen. So bezeichnete der langjährige Vorsitzende des Hausärzteverbandes Professor Dieter Kossow auf der MB-Hauptversammlung in Ulm den Verband als vorbildlich bei der Vertretung ärztlicher Interessen.
Der Vorsitzende des Berufsverbandes der Internisten Dr. Wolfgang Wesiak nannte den MB eine Macht, von der andere Ärzteverbände nur lernen könnten. Denn der Marburger Bund habe eine Diskussionskultur entwickelt, die nach innen Streit gut vertrage, aber nach außen stets das Bild der Geschlossenheit zeige. "Das schafft Gehör", so der BDI-Chef.
Fest steht, dass der MB bei den Tarifverhandlungen der vergangenen Jahre niemals soviel hätte erreichen können, wenn nicht die Mitglieder geschlossen und notfalls streikbereit hinter ihrer Führungsspitze gestanden hätten. Eine Strategie, die angesichts der politisch gewollten und mittlerweile leider auch häufig erfolgreichen Aufsplitterung der Ärzteschaft in Wahrer von Partikularinteressen fast anachronistisch wirkt, aber offenbar hocheffizient ist.
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