Rege Beteiligung an Berliner Protestwoche
BERLIN (ami). Die Protestwoche der niedergelassenen Ärzte in Berlin macht sich in der Versorgungslandschaft der Stadt bemerkbar. Mehr als 1500 von 6500 Ärzten hatten am Montag nach Schätzungen des Bündnisses Berliner Kassenärzte ihre Praxen geschlossen.
Veröffentlicht:"Wir beteiligen uns an der Ärzteprotestwoche", teilt der Anrufbeantworter in der urologischen Praxis von Dr. André Rollenhagen mit. Das Ansageband der gynäkologischen Gemeinschaftspraxis von Dr. Ansgar Pett verweist die Patienten für die ganze Woche auf "Personalentwicklungsmaßnahmen". Gemeint sind wohl die Fortbildungen, die die KV Berlin während der Aktionstage anbietet. Die KV-Fortbildungen haben am Montag knapp 300 Ärzte besucht. Insgesamt 1400 Anmeldungen liegen der KV für die ganze Woche vor.
Testanrufe der "Ärzte Zeitung" in 25 zufällig ausgewählten Arztpraxen ergaben ein gemischtes Bild. Zehn Praxen waren normal geöffnet. Von den anderen 15 Praxen verwiesen zehn explizit auf die Protestwoche. Komplett geschlossen haben jedoch nur sechs. Die anderen vier Praxen haben ihre Tätigkeit eingeschränkt und behandeln nur Notfälle, wie die Kinderarztpraxis von Dr. Ulrich Fegeler, dem Berufsverbandssprecher.
"Die Kinderärzte unterstützen die Ziele des Streiks. Unsere Praxistür ist zu, schwere akute und chronische Patienten werden aber betreut", sagt Fegeler. In den Rettungsstellen der Berliner Krankenhäuser wurde am Montagnachmittag ein leicht erhöhtes Patientenaufkommen festgestellt. Auch der ärztliche Bereitschaftsdienst der KV wurde stärker als sonst beansprucht.
Die Berliner KV-Chefin Dr. Angelika Prehn äußerte Verständnis für die Proteste. Inzwischen reiche das Geld, dass die Ärzte für die Behandlung ihrer GKV-Patienten bekämen, in vielen Praxen nicht mehr aus, um Betriebskosten wie Miete, Personal und Untersuchungsgeräte zu zahlen. "Wir erwarten deshalb, dass die Politik mit der Neuordnung der vertragsärztlichen Vergütung nun endlich unserer Forderung nachkommt, dass sich Qualität auch in der Honorierung niederschlagen muss", so die KV-Chefin.