Kommentar
Schwester Agnes geht auf Tournee
Schwester Agnes, die für Ärzte Hausbesuche fährt, geht auf Deutschland-Tour. Die Bundesregierung will Agnes überall dorthin schicken, wo es an Ärzten, aber auch an öffentlichem Nahverkehr, Schulen und an (jungen) Einwohnern mangelt. Die alte DDR-Schwester Agnes soll in neuem Gewand bald auch im Westen unterwegs sein.
Diese Ankündigung kommt jedoch nicht von Gesundheitsministerin Ulla Schmidt, sondern vom Beauftragten für die neuen Länder, dem Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Wolfgang Tiefensee. Der "Infrastruktur"-Minister betrachtet Agnes als Element eines Maßnahmenbündels, mit dem die Regierung auf die demografischen Änderungen auf dem Land reagieren will.
Diese Perspektive macht eines deutlich: Agnes entlastet bei weitem nicht nur den Arzt. Sie kompensiert auch die Auflösung familiärer Hilfestrukturen durch Job-bedingten Wegzug der Jungen und den Abbau von nicht mehr rentablem Nahverkehr. Damit kommt die Frage nach der Finanzierung erneut aufs Tableau: Die Forderung von Politik und Kassen, Agnes komplett oder überwiegend aus dem Honorartopf der Ärzte zu finanzieren, verliert immer mehr ihre Grundlage.
Lesen Sie dazu auch: Schwester Agnes erhält gute Noten aus Wissenschaft und Politik