Keine Zeit für Arbeit im Praxisnetz

NEUMÜNSTER (di). Ärzte investieren zu wenig Zeit in die Netzarbeit und sind selten bereit, Netzmanager zu engagieren. Zugleich stellen sie aber hohe Erwartungen an die Netzarbeit.

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Auf diesen Widerspruch wies Volkswirt Stephan Pitum-Weber auf einer Veranstaltung des Praxisnetzes Neumünster hin. Aus einer Befragung von 300 Ärzten wurde deutlich, dass die Ärzte sich in erster Linie eine bessere Patientenversorgung und außerbudgetäre Einnahmen von der Teilnahme an Kooperationen versprechen. Eine untergeordnete Rolle spielen dagegen die Entwicklung neuer Versorgungsangebote und die Erhöhung der Praxisauslastung.

Zugleich machte die Befragung deutlich, dass derzeit nur 23 Prozent der Ärzte mit der Rentabilität ihrer Praxis oder medizinischen Einrichtung zufrieden sind. Dennoch schaffen es die Ärzte selten, sich intensiv für die Kooperation zu engagieren.

Zwar betrachtet sich jeder fünfte Befragte selbst als "treibende Kraft" in einem Netzwerk. Aber nur neun Prozent von ihnen investieren mehr als 15 Stunden monatlich in Netzwerkaufgaben. 40 Prozent gaben an, nur ein bis zwei Stunden aufzubringen, fünf Prozent investieren gar keine Zeit.

Pitum-Weber gab zu bedenken, dass die Ziele mit diesem geringen Zeitaufwand kaum zu erreichen sein werden. Zugleich vermisst er die Bereitschaft, größere Netzwerke von professionellen Managern führen zu lassen. Er ist überzeugt, dass die hierfür anfallenden Personalkosten sich schnell amortisieren. Dr. Helmut Scholz, Netzvorsitzender des Dachverbandes der Netze in Schleswig-Holstein, widersprach.

Das Medizinische Qualitätsnetz in Rendsburg hat nach seinen Angaben gegenteilige Erfahrungen gemacht. Ein professionelles Netzmanagement sei zwar notwendig, aber oft zu teuer. Dr. Axel Schroeder vom Praxisnetz Neumünster ist ebenfalls skeptisch, ob ein Netz gleich einen Manager einstellen sollte. Er plädierte für kleine Schritte beim Aufbau des Managements.

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