Kommentar
Raus aus der Sackgasse
Viele angehende Mediziner scheuen den Weg in die Allgemeinmedizin. Der Beruf des Hausarztes gilt als unattraktiv. Viel Arbeit für eher wenig Geld, das ist keine Werbung für einen Beruf, der für viele ältere Ärzte trotz aller Nachteile immer noch Berufung ist.
Und dieses Signal wird schon in der Weiterbildung gesetzt. Die Klinikphase wird mit 4000 Euro vergütet, die Arbeit des Weiterbildungsassistenten in der Praxis dagegen nur mit knapp der Hälfte. Einen Ausgleich kann bislang nur der Praxisinhaber zahlen. Doch der verdient nicht zwangsläufig besser oder hat mehr Freizeit, nur weil er einen Assistenten beschäftigt.
Denn dieser darf nicht alleine in der Praxis arbeiten. Da es vielen Hausarztpraxen finanziell nicht mehr besonders gut geht, verzichten offenbar immer mehr Ärzte darauf, einen Weiterbildungsassistenten einzustellen. Gleichzeitig zieht es den Medizinernachwuchs wegen der schlechten Bezahlung nicht in die Allgemeinarzt-Praxis.
Da ist es ein positives Signal, wenn die Bundesregierung durch eine Änderung des GKV-Solidaritätsstärkungsgesetzes die Praxisphase in der Weiterbildung für Allgemeinmediziner attraktiver machen will. Die jungen Ärzte sollen ähnlich viel Geld wie in der Klinik verdienen, die Zahl der zu fördernden Stellen soll deutlich erhöht und die Fördermittel sollen erheblich flexibler eingesetzt werden können. Doch für die Kassenärztliche Bundesvereinigung und die gesetzlichen Krankenkassen steht das Thema zur Zeit nicht ganz oben auf der Tagesordnung. Angesichts der Honorarreform und der Einführung des Gesundheitsfonds ist das durchaus verständlich.
Allerdings sollten die Chancen, die sich durch die Gesetzesänderung bieten, so schnell wie möglich genutzt werden. Damit nicht noch mehr junge Ärzte den Weg in die Allgemeinmedizin als Start in eine Sackgasse betrachten und lieber gleich eine andere Fachrichtung wählen.
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