Geld, Macht und Morbi-RSA in sieben Minuten

Hausärzte in Bayern "bereichern" sich durch die Drohung, die Erkrankungen ihrer Patienten nicht korrekt zu codieren. So habe sich der Hausärzteverband den AOK-Vertrag förmlich erpresst, hieß es am Donnerstag im ARD-Magazin "Panorama".

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Mit scharfen Schnitten und knappen Zitaten suggerierte der Beitrag, was Moderatorin Anja Reschke als "Kuhhandel" zwischen Kasse und Ärzten bezeichnete. Doch in dem Sieben-Minuten-Beitrag wurden Information und Meinung eng vermengt.

Richtig ist: Mit dem morbiditätsorientierten Risikoausgleich erhält die korrekte Codierung durch Ärzte einen größeren Stellenwert als bisher. Denn über die Morbidität der Versicherten bestimmt sich die Höhe der Zuweisungen, die eine Kasse aus dem Gesundheitsfonds erhält. Doch diese Rechtskonstruktion ist ein Werk des Gesetzgebers, nicht das der Hausärzte. Geschockt durch niedrige Regelleistungsvolumen suchen viele Ärzteverbände ihr Heil in Einzelverträgen - so auch die Hausärzte. Der AOK-Beitrag, sagte Verbandschef Dr. Wolfgang Hoppenthaller im Magazinbeitrag, "sichert unser Überleben". Der zentrale Vorwurf lautet, Ärzte würden im Gegenzug die Patienten "kränker" machen als sie tatsächlich sind. Dafür verweist "Panorama" auf ein angeblich "internes Schreiben", das tatsächlich seit 17. Dezember 2008 im Internet abrufbar ist. Darin ruft Hoppenthaller seine Kollegen auf, die Codierung der AOK-Versicherten zu "überprüfen".

Natürlich inszeniert Hoppenthaller ein Machtspiel, wenn er nach dem AOK-Vorbild auch Verträge mit anderen Kassenverbänden fordert. Das mögen Kassenvertreter wie Jörg Saatkamp vom BKK-Landesverband natürlich nicht, er wirft Hoppenthaller "Nötigung" vor. Dieser empört sich seinerseits über "sinnentstellendes Weglassen" und wirft den "Panorama"-Machern Manipulation vor.

Im Internet-Forum des Magazins versteht derweil ein Hausarzt die Welt nicht mehr. Durch sein RLV drohe ihm ein Verlust von bis zu 15 Prozent. Doch die TV-Überschrift laute: "Ärzte bereichern sich". "Auf welchem Planeten leben Sie?", fragt er die Redaktion.

Florian Staeck

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