48 Anlaufpraxen sollen Notfälle in Westfalen-Lippe betreuen

MÜNSTER (iss). In Westfalen-Lippe sollen künftig 48 zentrale Anlaufpraxen die flächendeckende Notfallversorgung durch niedergelassene Vertragsärzte sicherstellen. Das sieht das Konzept für eine Notfalldienstreform vor, das zurzeit erarbeitet wird.

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Zu den zentralen Punkten gehören eine Vereinheitlichung der Strukturen, die Vergrößerung der Notfalldienstbezirke, die Verzahnung mit dem stationären Bereich und die Einrichtung einer Leitstelle sowie eines Fahrdienstes für die Versorgung von Patienten, die nicht in die Praxis kommen können.

"Wir müssen die Regionen, die unterversorgt sind, mit einer Notdienststruktur versehen, die die Patienten auch erreicht", sagt Dr. Stefan Ernst von der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL). Vorgesehen ist die Einteilung Westfalen-Lippes in 29 Notfalldienstbezirke. Um die Belastung des einzelnen Arztes möglichst gering zu halten, sollen sie eine möglichst große Zahl von Medizinern zusammenfassen. Das seien in der Regel mindestens 100 Kolleginnen und Kollegen, so Ernst.

"Unser Ziel ist es, die Praxen nicht nur am, sondern möglichst im Krankenhaus zu errichten", sagt er. Dabei werde es auch darum gehen, den ambulanten Notfalldienst mit anderen Versorgungsangeboten wie dem stationären Rettungsdienst oder der Seelsorge zu koordinieren. Niedergelassene Ärzte, die ihren Dienst nicht selbst übernehmen können, werden sich vertreten lassen können. "Wir haben genügend Poolärzte", sagt er.

KVWL: Ein einheitlicher Notdienst stärkt die Position gegenüber den Kassen.

Die Schaffung eines einheitlichen Notfalldienstkonzepts stärke die Position der Ärzte in Verhandlungen mit den Kassen über Versorgungsverträge. "Da kann ich nur mit geschlossenen Strukturen argumentieren und nicht mit einem Flickenteppich", so der Internist aus Bünde.

Seit anderthalb Jahren arbeitet er mit dem Ausschuss bereits an der Notfalldienstreform. "Wir brauchen endlich eine Entscheidung." Die KVWL-Vertreterversammlung will in den nächsten Wochen über das Konzept beschließen, das noch mit der Ärztekammer Westfalen-Lippe abgestimmt werden muss.

Bedenken von Niedergelassenen, die Notdienstreform sei mit einer zu hohen finanziellen Belastung verbunden, hält Ernst für unbegründet. "Nach meiner Einschätzung wird es für die Kollegen nicht teurer."

Die meisten Einwände gebe es von Ärzten aus Regionen, in denen der Notdienst gut funktioniert, berichtet er. Es mache aber keinen Sinn, nur ein Konzept für die unterversorgten Gebiete zu entwickeln. Das Netz in Bünde, in dem Ernst aktiv ist, habe selbst einen gut laufenden Notdienst aufgebaut, von dem sich Ärzte im Zuge der Reform verabschieden müssen. "Auch wir werden uns in Richtung Krankenhaus bewegen", sagt Ernst.

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