TV Kritik

Das Gesundheitswesen kennt viele Klassen

Ärzte-Schelte adieu: Bei der ARD-Sendung "Menschen bei Maischberger" wurde klar, dass die Patienten im Vorteil sind, deren Ärzte für sie kämpfen.

Von Anja Krüger Veröffentlicht:

Alle Menschen sind gleich - nur nicht beim Arzt. Ein Vorurteil, dessen Wahrheit Sandra Maischberger in ihrer Sendung mit dem Thema "Der Kassenpatient: Mensch zweiter Klasse?" überprüfen wollte. Die erstaunlich differenzierte Diskussion zeigte: Auf jeden Fall gibt es eine gefühlte Mehrklassenmedizin.

Erstaunlich auch: Ärzte mussten in der Diskussion nicht als Watschenmann herhalten. Abgesehen von dem SPD-Bundestagsabgeordneten Professor Karl Lauterbach war den Gästen völlig klar, dass Mediziner unter dem Kostendruck ebenso leiden, wie Patienten und hohe Regresse riskieren, um sie gut zu versorgen. "Ich kenne viele Ärzte die sagen: Ich kämpfe das durch", sagte die Ärztin Dr. Marianne Koch, die lange eine eigene Praxis hatte. Auf die Ärzte wollten auch weder die Journalistin und Brustkrebspatientin Sibylle Herbert noch der AOK-Versicherte Ralf Riemeyer etwas kommen lassen. Riemeyer klagt gegen die AOK, weil sie ihm ein wichtiges Medikament nicht zahlt. Dabei stehen die Kassen nicht nur am Pranger, weil sie Kosten nicht übernehmen, sondern weil sie zu viel ausgeben, stellte Ingo Kailuweit von der KKH-Allianz fest. Schade, dass ihn niemand gefragt hat, wie viel Geld seine Kasse in ihre zurzeit sehr präsente Werbekampagne steckt.

Dass Kassenpatienten wegen der medizinischen Versorgung eher sterben als Privatpatienten - diese Behauptung von Lauterbach blieb im Raum stehen. Doch ernsthaft schien das in der Runde niemand zu glauben. Denn der Riss geht an anderer Stelle durch das Gesundheitswesen: "Sich kümmern, kundig machen, kämpfen" müssen Patienten, sagte Herbert. Wer einen Fürsprecher wie Lauterbach hat, bekommt auch als Kassenpatient von der AOK aus Kulanz das wichtige Medikament, wie der Abgeordnete berichtete. Das Gesundheitswesen kennt also viele Klassen: Privatpatienten mit und ohne Beihilfe, wehrhafte Kassenpatienten und das große Heer der anderen. Und der Vertreter der privaten Versicherer Dr. Volker Leienbach hat an diesem Abend eine weitere Klasse entdeckt: "Die Patienten, die sich direkt an Herrn Lauterbach wenden."

Mehr zum Thema

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

NHANES-Analyse

Bei Hörminderung: Hörgeräteträger leben länger

Lesetipps
Neue Hoffnung für Patienten mit Glioblastom: In zwei Pilotstudien mit zwei unterschiedlichen CAR-T-Zelltherapien blieb die Erkrankung bei einigen Patienten über mehrere Monate hinweg stabil. (Symbolbild)

© Richman Photo / stock.adobe.com

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert