KV Bremen hält den Arzneimittelatlas für "irreführend"

Die KV Bremen und das Institut für Pharmakologie wehren sich gegen die Bewertungen des Bremer Verordnungsverhaltens durch den Arzneimittelatlas.

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BREMEN(cben). Die Autoren des vierten Arzneimittelatlas' hatten herausgefunden, dass in Bremen die Marktanteile für neu auf den Markt gekommene Medikamente sehr niedrig sind. Das Buch, das von Wissenschaftlern des Berliner IGES-Institut erarbeitet wird, behauptet, dass Ärzte in Bremen und Bremerhaven zum Nachteil ihrer Patienten im Schnitt deutschlandweit am wenigsten neue Arzneimittel verordnen (wir berichteten). Die Angaben im Atlas seien "irreführend", hieß es. "Neu heißt nicht automatisch besser", kommentierte KVHB-Chef Dr. Till Spiro das Ergebnis.

Dem Atlas zufolge erreichen neu eingeführte Medikamente in Bremen nur einen Marktanteil von 0,54 Prozent - für Spiro ein Pluspunkt: "Bremer Ärzte wahren eine kritische Distanz gegenüber Medikamenten, die erst seit kurzem auf dem Markt sind - solange, bis sie sich bewährt haben."

Auf etliche Rückholaktionen etwa bei Lipobay, Exanta oder Vioxx, verwies Professor Bernd Mühlbauer, Leiter des Bremer Instituts für Pharmakologie. "Bei all den genannten Substanzen nahm das Institut für Pharmakologie nach gründlicher Betrachtung der zum Zeitpunkt der Zulassung vorhandenen klinischen Studiendaten eine zur zurückhaltenden Verordnung mahnende Haltung ein." Die Verordnungsweise Bremer Ärzte bei neuen Arzneimitteln könnte sich in einem weiteren Fall positiv für ihre Patienten herausstellen, hieß es.

In Regionen, in denen Ärzte Innovationen zunächst sehr zurückhaltend einsetzen wie in Bremen, ist laut Arzneimittel-Atlas Jahre später ein Nachholeffekt durch Generika besonders ausgeprägt. Das bedeutet laut Mühlbauer aber nicht, dass tatsächlich ein Bedarf bestanden hätte: "Andere Faktoren als lediglich der günstigere Preis haben zum Anstieg der Verordnungen geführt." Außerdem: Eine Arznei werde nur dann kopiert, wenn sie sich über Jahre bewährt hat.

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