"Es ist ein sehr gutes Gefühl, an Veränderungen mitgewirkt zu haben"

Zwölf Jahre hat Dr. Astrid Bühren an der Spitze des Deutschen Ärztinnenbundes gestanden. Ihr persönliches Fazit des jahrelangen ehrenamtlichen Engagements fällt positiv aus.

Christiane BadenbergVon Christiane Badenberg Veröffentlicht:

NEU-ISENBURG. "Es ist ein gutes Gefühl an Veränderungen mitgewirkt zu haben", sagt die 57 Jahre alte Fachärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, die nach zwölf Jahren aus satzungsrechtlichen Gründen nicht wieder für das Präsidentinnenamt kandidieren konnte.

Und tatsächlich kann sie für sich und ihren Verband in Anspruch nehmen, so manches Thema in den Fokus gerückt zu haben, das heute von den meisten Ärzten als selbstverständlich betrachtet wird. Aber es gibt auch Bereiche, in denen für Frauen noch ein großer Nachholbedarf besteht. Zum Beispiel bei der Besetzung von Führungspositionen.

So gibt es nach Auskunft von Astrid Bühren in den klassischen Fächern nach wie vor nur zwei Ordinaria. Das sind die Gynäkologin Professor Marion Kiechle an der TU München, für deren Berufung sich der DÄB im Jahr 1999 stark gemacht hat sowie die Professorin für Allgemeinchirurgie Professor Doris Henne-Bruns von der Uni Ulm. "Bei der Besetzung von Führungspositionen muss noch einiges geschehen", fordert Bühren, "denn es gibt für junge Ärztinnen zu selten Vorbilder von Chefärztinnen und Wissenschaftlerinnen mit Familie und einem anderen Führungsstil".

Mittlerweile selbstverständlich sei dagegen, dass in Kliniken das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf immer mehr an Bedeutung gewinnt. "Wir waren Wegbereiterinnen für eine Entwicklung, die jetzt für beide Geschlechter selbstverständlich ist", sagt Bühren. Die Fachärztin macht keinen Hehl daraus, dass sie und ihre Mitstreiterinnen jahrelang in Gremien und Anhörungen dieses Thema in den Mittelpunkt rücken mussten, damit ein Umdenken einsetzen konnte. Oft sei von männlichen Kollegen zu hören gewesen: "Muss das denn sein?" Dabei lagen ihr diese Themen besonders am Herzen.

Denn sie selbst hat zwei Kinder großgezogen, zog wegen der Karriere ihres Mannes, eines Chirurgen, häufig um, war bis auf einige Erziehungsjahre immer berufstätig und hat sich berufspolitisch engagiert. "Ich habe mich für dieses Thema stark gemacht, weil ich nicht wollte, dass sich alle jungen Ärztinnen immer wieder als Einzelkämpferinnen bessere Bedingungen erstreiten müssen", sagt sie.

Bühren gibt zu, dass sie bei ihrem langjährigen Einsatz für die Sache der Ärztinnen auch habe lernen müssen, einiges einzustecken. So sei zum Beispiel die Diskussion um geschlechtsspezifische Aspekte in Diagnose und Therapie lange Zeit sehr umstritten gewesen, heute dagegen ziehe kaum jemand noch ernsthaft in Zweifel, dass es hier Unterschiede gibt. "Große Studien haben das längst bewiesen", sagt Bühren.

Die Psychotherapeutin, die von 1999 bis 2007 auch im Vorstand der Bundesärztekammer saß, rät Ärztinnen, sich berufspolitisch zu engagieren, um mehr Einfluss nehmen zu können. "Ich selbst habe immer Lust auf Politik gehabt", sagt Bühren und sie wird berufspolitisch tätig bleiben. Unter anderem in der Vertreterversammlung der KV Bayerns, im Vorstand der Vereinigung psychotherapeutisch tätiger Kassenärzte - aber auch als Schirmherrin der Deutschen Turner-Syndrom-Vereinigung.

Lesen Sie dazu auch: Nicht Feminisierung, sondern Gleichstand

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