Netzärzte fürchten Umleitung von Patienten im MVZ

Das Ärztenetz Hamburg Nordwest sieht Ärzteverbünde im Vorteil im Vergleich zu MVZ mit angestellten Ärzten.

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HAMBURG (di). Das Ärztenetz Hamburg warnt vor immer mehr Versorgungszentren. "Der angestellte Arzt im MVZ hat eine ganz andere berufliche Motivation als der niedergelassene Arzt. Sein Interesse an der Patientenbindung ist geringer, da er im Schichtdienst tätig ist und der Patient beim nächsten Termin unter Umständen von einem Kollegen behandelt wird", beschreibt Lungenfacharzt Dr. Ralf Oertel aus dem Ärztenetz Hamburg Nordwest die aus seiner Sicht bestehenden Nachteile von MVZ im Vergleich zu Ärztenetzen.

Die Netzärzte sehen sich noch bei weiteren Punkten im Vorteil, etwa durch kürzere Anfahrtswege, weil für MVZ mehrere Arztsitze an einem Ort zusammengefasst werden und deshalb wohnortnah ausdünnen. Vor allem aber heben sie auf den Verdacht ab, dass MVZ Patienten im Sinne des Klinikträgers lenken könnten - und zum Teil sogar unberechtigte Einweisungen vornehmen.

"So mancher ambulanter Patient des MVZ kann ohne dringenden Grund stationärer Patient der angeschlossenen Klinik werden. Die Neuregelung der Klinikvergütungen über Fallpauschalen zwingt wirtschaftlich denkende Kliniken geradezu zu diesem Schritt", behaupten die Netzärzte. Der Vorsitzende Dr. Hans-Jürgen Juhl sieht in der wachsenden Zahl von MVZ eine Gefahr auch für die Kosten im Gesundheitswesen: "Die Patienten werden aus wirtschaftlichen Gründen vom ambulanten in den stationären Bereich umgeleitet."

Was das für die Kosten bedeuten würde, zeigt ein Vergleich: In Hamburg stehen laut Netz 418  000 stationäre Fällen rund elf Millionen ambulante Behandlungen gegenüber. Der stationäre Bereich verursacht 1,7 Milliarden Euro an Kosten, der ambulante 717 Millionen Euro.

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