Abrechnungs-Affäre zieht weitere Kreise

SAARBRÜCKEN (kin). Die KV Saarland will gegen mindestens drei Mediziner wegen zu oft abgerechneter Vorsorge-Untersuchungen Anträge auf Entzug der Kassenarztzulassung stellen.

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Das hat der saarländische KV-Chef Dr. Gunter Hauptmann am Rande der Vertreterversammlung der Saar-Ärztekammer am Mittwochabend angekündigt.

Die betroffenen Ärzte müssten auch mit einer Anzeige rechnen. "In den nächsten Tagen werden wir aktiv werden", erklärte Hauptmann. "Es kann für uns nicht damit getan sein, dass wir Geld zurückfordern." Ob die KV auch gegen den bisherigen Ärztekammer-Präsidenten Dr. Franz Gadomski vorgeht, ließ Hauptmann offen. Gadomski hatte wenige Stunden vor der Vertreterversammlung schriftlich seinen sofortigen Rücktritt erklärt (wir berichteten).

Gegen Gadomski ermittelt seit Wochen die Saarbrücker Staatsanwaltschaft. Der 67-jährige Internist ist einer von 18 Ärzten an der Saar, gegen die die Krankenkasse KKH-Allianz Anzeige erstattet hat (wir berichteten). Gadomski hatte Fehler bei der Abrechnung von Vorsorge-Untersuchungen eingeräumt und nach eigenen Angaben bereits knapp 12 000 Euro zurückgezahlt. Er bestreitet aber, bei den Abrechnungen absichtlich betrogen zu haben.

Der Vorsitzende des Saarländischen Hausärzteverbandes, Dr. Joachim Meiser, bezeichnete den Rücktritt als "überfällig". Der Sprecher der Liste "Freie Ärzte", Dr. Thomas Kajdi, meinte, die Kammer sei wegen der Affäre nicht mehr handlungsfähig gewesen. Ähnlich äußerte sich der Chef des Facharztforums an der Saar, Dr. Dirk Jesinghaus. "Die Entscheidung war richtig und zeitlich nicht mehr hinauszuzögern", erklärte er.

Unterdessen hat die Diskussion um die Nachfolge Gadomskis begonnen. Hausärzte-Chef Meiser brachte den Allgemeinmediziner Dr. Eckart Rolshoven ins Gespräch. "Wir hätten dann das erste Mal einen Hausarzt an der Spitze der Kammer", sagte Meiser. Das wäre eine gute Sache für die Saar-Ärzteschaft und täte der Arbeit der Bundesärztekammer gut. Auch der Vorsitzende des Facharztforums, Jesinghaus, kündigte seine Kandidatur an. Sowohl Rolshoven als auch Jesinghaus hatten bereits im Sommer bei der turnusgemäßen Neuwahl der Kammerspitze gegen Gadomski kandidiert - konnten sich aber am Ende nicht durchsetzen.

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