Zwist zwischen Hausärzten in Berlin und Brandenburg

Ein tiefer Riss geht durch den Regionalverband Berlin-Brandenburg des Hausärzteverbands: In Sachen hausarztzentrierte Versorgung sind sich Hauptstädter und Brandenburger alles andere als einig.

Angela MisslbeckVon Angela Misslbeck Veröffentlicht:
Berlin und Brandenburg: ein tiefer Riss geht durch die Hausärzteschaft beider Länder.

Berlin und Brandenburg: ein tiefer Riss geht durch die Hausärzteschaft beider Länder.

© [M] moonrun / fotolia.com

BERLIN. Die Berliner Hausärzte wollen über ihren Verband Verträge nach Paragraf 73b SGB V mit der Hausärztlichen Vertragsgemeinschaft (HÄVG) nach bundesweitem Muster abschließen. Die märkischen Hausärzte bevorzugen jedoch Add-On-Verträge mit der KV. Das hat eine Umfrage des märkischen Hausärzteverbandsvorstands unter den Mitgliedern ergeben.

Ein solcher Vertrag ist für die AOK-Versicherten in Brandenburg abgeschlossen worden. Für die Ersatzkassen jedoch scheint er unerreichbar. Denn hier läuft ein Schiedsverfahren, an dessen Ende ein Vollversorgungsvertrag nach Paragraf 73b unter Beteiligung der HÄVG stehen soll.

"Hier wird etwas geschiedst, was die Brandenburger Hausärzte in der Mehrheit nicht haben wollen", sagte der märkische BDA-Vorstand und stellvertretende Vorsitzende des Regionalverbands Dr. Johannes Becker der "Ärzte Zeitung". Er verweist darauf, dass die Hausärzte auch bei der KV-Wahl diejenigen Hausarzt-Kandidaten gewählt haben, die positiv zur KV eingestellt sind.

Die Meinungsverschiedenheiten in Sachen Hausarztverträge drohen nun zur Zerreißprobe für den Regionalverband zu werden. Ein Brandenburger Vorstandsmitglied musste die letzte Schiedssitzung auf eine Telefax-Weisung des Berliner Gesamtverbandschefs Dr. Wolfgang Kreischer hin verlassen, nachdem er die bekannte Position der Brandenburger Verbandssektion vorgetragen hatte.

In der märkischen Sektion des Verbands herrscht daher Unmut gegenüber Kreischer. Brandenburger Vorstandsmitglieder werfen ihm Ausgrenzung unliebsamer Ansichten vor. Sie fordern, dass sie künftig bei Honorarverhandlungen für Brandenburg vollständig beteiligt werden.

Der Regionalverbandschef weist die Vorwürfe zurück. Er beruft sich auf die Satzung. Der Verband werde durch den Vorsitzenden oder seinen Stellvertreter repräsentiert, und wer außerdem an Schiedssitzungen teilnehme, müsse vorher legitimiert werden, sagte Kreischer der "Ärzte Zeitung".

Wenn ein Brandenburger Vorstandsmitglied regelmäßig an Verhandlungen teilnehmen wolle, dann wäre dazu eine Satzungsänderung nötig, so der Verbandschef.

Unter den Brandenburger Hausärzten mehren sich derweil die Stimmen für einen eigenständigen märkischen Hausärzteverband. Die jüngsten Vorfälle haben bei vielen Verbandsmitgliedern den Eindruck verfestigt, dass märkische Interessen im Gesamtverband unter der Berliner Mehrheit zu kurz kommen. "Die Vorgänge sind der Einheit des Landesverbands nicht dienlich", so Becker.

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