Integrierte Versorgung kann Compliance bei Osteoporose verbessern

Osteoporose ist fast eine Volkskrankheit wie Diabetes. Viele Patienten sträuben sich aber gegen eine Therapie.

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Röntgenbild eines Osteoporose Patienten.

Röntgenbild eines Osteoporose Patienten.

© Merckle Rheumatolie visuell, 3. Auflage

BERLIN (af). Osteoporose ist eine tödliche Volkskrankheit. Der Knochenschwund kostete das Gesundheitswesen im Jahr 2003 rund 4,6 Milliarden Euro und damit fast soviel wie die 5,1 Milliarden Euro für Diabetes, der Volkskrankheit Nummer eins. Jeder fünfte Osteoporose-Patient stirbt nach einer Hüftfraktur binnen eines Jahres.

Die volkswirtschaftlichen Daten hat das Berliner IGES-Institut 2003 erhoben, die medizinischen stammen von der Charité. Trotzdem scheint die Osteoporose eine Unbekannte. "Wir wissen zuwenig über die Prävalenz", sagte Professor Karsten Dreinhöfer von der Charité bei der Veranstaltung "Versorgungsforschung in der Osteoporose. Der Weg zu mehr Qualität und Therapieerfolg", die Glaxo Smith Kline und Amgen in Berlin ausrichteten.

So richte sich die Aufmerksamkeit von Hausärzten nach einem Oberschenkelhalsbruch nur in 16 Prozent der Fälle auch auf Osteoporose. Selbst in Spezialkliniken werde nur in 20 Prozent dieser Fälle nach Hinweisen auf die nahe liegende Krankheit gesucht, sagte Dreinhöfer. Auch durch Osteoporose ausgelöste Wirbelbrüche bleiben oft undiagnostiziert. "Menschen werden im Alter nicht kleiner", sagte Dreinhöfer. Wenn die Patienten schrumpften, liege dies in der Regel an Brüchen, die der Patient nicht sofort bemerke.

Die Adhärenz der Osteoporose-Patienten ist katastrophal. Etwa 50 Prozent der Menschen, die mit Biphosphonaten therapiert würden, brächen die Einnahme innerhalb eines Jahres ab.

Die Notwendigkeit, die Medikamente im Stehen und nüchtern einzunehmen sowie die Nebenwirkungen spielten dabei eine große Rolle, sagte Dreinhöfer. Aber auch die Tatsache, dass der Patient keine Verbesserung bemerke, sei dafür verantwortlich. Ärzte müssten den Patienten klar machen, dass die Therapie das Risiko von Brüchen mindere und damit sehr wohl zu ihrer Lebensqualität beitragen könne.

Die Compliance verbessern könnten Projekte der Integrierten Versorgung. Ein Beispiel gibt es von der AOK Plus in Sachsen und Thüringen: Das Angebot "Osteoproaktiv" erreicht von etwa 25 000 Berechtigten rund 8000. Ziel des Vertrages zwischen Kasse, dem Bund der Osteologen Sachsen, der Hausärztlichen Vertragsgemeinschaft, dem Hausärzteverband sowie mit Kliniken ist die Prävention von Brüchen. Daran hat die AOK ein besonderes Interesse, denn eine Klinikbehandlung kostet die Kasse rund 3500 Euro. Die Kosten für die zusätzlichen Vergütungen von Haus- und Fachärzten in dem Vertrag würden etwa nach drei Jahren wieder eingespielt, sagte Ulf Maywald von der AOK Plus. Eine solche Vorfinanzierung könnten allerdings nur mitgliederstarke Kassen leisten.

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