Sechs turbulente Jahre für die KV Bayerns

Die Auseinandersetzungen zwischen dem Hausärzteverband und der KV-Führung haben die Arbeit der Vertreterversammlung in den vergangenen Jahren wesentlich geprägt.

Von Jürgen Stoschek Veröffentlicht:
Von links nach rechts: Sitzt seit sechs Jahren dem KV-Vorstand vor: Gastroenterologe Dr. Axel Munte. / Hat die Arbeit der KV oft massivst kritisiert: Hausärztechef Dr. Wolfgang Hoppenthaller. / Wird als künftiger KVB-Chef gehandelt: Der Pneumologe Dr. Andreas Hellmann.

Von links nach rechts: Sitzt seit sechs Jahren dem KV-Vorstand vor: Gastroenterologe Dr. Axel Munte. / Hat die Arbeit der KV oft massivst kritisiert: Hausärztechef Dr. Wolfgang Hoppenthaller. / Wird als künftiger KVB-Chef gehandelt: Der Pneumologe Dr. Andreas Hellmann.

© KVB, dpa

MÜNCHEN. Die KV Bayerns (KVB) hat in den vergangenen sechs Jahren wahrlich turbulente Zeiten erlebt. Dass es künftig in der Elsenheimer Straße in München ruhiger zugehen wird, ist eher nicht zu erwarten.

Vor allem der Konflikt zwischen dem Bayerischen Hausärzteverband (BHÄV) und der KVB hat in den vergangenen Jahren immer wieder weit über die Grenzen des Freistaates hinaus für Aufsehen gesorgt. Einer der Höhepunkte war der versuchte Ausstieg der Hausärzte aus dem KV-System im Januar 2008. Einen erneuten Versuch hat der BHÄV im KV-Wahlkampf für Ende Januar angekündigt.

Keine Mehrheit für Hoppenthaller in der VV

Der Keim für die Auseinandersetzung zwischen dem Hausärzteverband und der KV wurde vor sechs Jahren im Oktober 2004 gelegt. Während der Münchner Gastroenterologe Dr. Axel Munte seinerzeit von der Mehrheit der Fachärzte und der Psychotherapeuten auf Anhieb zum ersten Vorsitzenden der KVB gewählt wurde, musste sich der damalige stellvertretende KVB-Vorsitzende Dr. Wolfgang Hoppenthaller nach insgesamt sieben Wahlgängen geschlagen geben. Stattdessen wurde der Psychologische Psychotherapeut Rudolf Bittner aus Landshut zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden gewählt.

Elf Listen, 500 Kandidaten, 45 Sitze

Bei der Wahl zur Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB), die am 16. November begonnen hat und am 24. November um 13 Uhr endet, sind 9965 Hausärzte, 11 701 Fachärzte und 2452 Psychotherapeuten wahlberechtigt.

Bei den Ärzten bewerben sich etwa 500 Kandidaten auf elf Listen um die 45 Sitze in der Vertreterversammlung, bei den Psychotherapeuten gibt es für die fünf Sitze in der VV vier Wahlvorschläge mit mehr als zwei Dutzend Bewerbern. Das Wahlergebnis soll bis zum 6. Dezember bekannt gegeben werden.

Die konstituierende Sitzung der neuen Vertreterversammlung mit der Wahl des KV-Vorstandes ist für den 22. Januar 2011 geplant. (sto)

Die Hausärzte, die deshalb zunächst nicht mehr im KV-Vorstand vertreten waren, bekamen durch eine Änderung der Satzung, bei der das Bayerische Sozialministerium Geburtshilfe leistete, später dann doch noch einen Sitz.

Aber auch das lief nicht reibungslos. Erst im März 2006 wurde der Münchner Allgemeinarzt Dr. Gabriel Schmidt als neuer erster stellvertretender KVB-Vorsitzender gewählt.

Zur Bilanz der vergangenen sechs Jahre, die sicher nicht vollständig sein kann, gehören die Qualitätsoffensive des Vorstandes vor allem im fachärztlichen Bereich, angefangen bei der Darmkrebs-Früherkennung über das Mammografie-Screening bis zur Qualitätssicherung in der Sonographie.

Die Auseinandersetzungen um Verwerfungen nach der Einführung der Honorarreform, der Kampf um den Erhalt regionaler Versorgungsstrukturen, der Streit um Hausarztverträge, die bessere Versorgung in Pflegeheimen, aber auch der Aus- und Neubau der KV in der Elsenheimer Straße und die Umorganisation der internen Strukturen waren weitere Themen.

Dienstleistungen wurden stark ausgebaut

Zahlreiche jung-dynamische Mitarbeiter wurden in den vergangenen Jahren eingestellt und Millionen in die Modernisierung der IT-Infrastruktur investiert. Die Online-Vernetzung der Praxen wurde vorangebracht. Wesentliche Tätigkeitsfelder, wie die Vermittlung des ärztlichen Bereitschaftsdienstes wurden in eine Tochtergesellschaft externalisiert.

Trotz oder gerade deshalb: Die Verwaltungskostenumlage sank auf 2,5 Prozent. Dem Ziel, die KVB zu einem modernen Dienstleistungsunternehmen umzugestalten, ist der amtierende Vorstand sicher ein gutes Stück näher gekommen.

Und dennoch rührt sich an der Basis immer wieder Widerspruch, der bei den Wahlen jetzt vielfach artikuliert wird. Allen voran der Bayerische Hausärzteverband, der die KV auf ihre notwendigen Funktionen und Aufgaben reduzieren will.

Andere, wie die Facharztliste Bayern mit ihrem Spitzenkandidaten Dr. Andreas Hellmann, der als künftiger KVB-Chef gehandelt wird, sprechen sich hingegen für eine Stärkung der Mitgliedernähe der KV auch in den Bezirken aus. Das alles deutet daraufhin, dass es auch bei dieser Wahl -wie so oft - um die Zukunft der KV geht.

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