Der Kandidat Carl-Heinz Müller

Der Mann für den Drahtseilakt hausärztlicher Interessen

Als regionaler Krisen-Manager hat sich KBV-Vize Carl-Heinz Müller auf dem Berliner Parkett schnell zurecht gefunden.

Wolfgang van den BerghVon Wolfgang van den Bergh Veröffentlicht:
Dr. Carl-Heinz Müller: "Die Abschaffung der Regresse haben wir nicht erreicht."

Dr. Carl-Heinz Müller: "Die Abschaffung der Regresse haben wir nicht erreicht."

© KBV

Es muss für ihn wie der Sprung ins kalte Wasser gewesen sein: 2007 kommt der Ruf aus Berlin, die Amtsgeschäfte mit an der Spitze der KBV zu übernehmen. Zuvor hatte es Zoff in der alten Doppelspitze gegeben.

Das führt dazu, dass Ulrich Weigeldt nach einem Misstrauensvotum aus dem Vorstand ausscheidet. Carl-Heinz Müller zögert nicht lange und betätigt sich zunächst noch als Krisenmanager in Mainz. Als er dort alle Vorstands-Probleme gelöst hat, geht er nach Berlin.

Seine Kollegen danken es ihm: Am 11. Juli 2007 wird Müller einstimmig - bei nur einer Enthaltung - zum zweiten Vorstand der KBV für den hausärztlichen Bereich gewählt. Heute, vier Jahre später, ist er wieder bereit, für weitere sechs Jahre zu kandidieren.

Das Duo Köhler und Müller funktioniert von Beginn an. Beide können gut miteinander, heißt es im Umfeld. Müller selber sagt über seinen Vorstandskollegen Köhler: "Ich habe ihn als einen innovativen, hochkompetenten und manchmal auch impulsiven Kollegen erlebt, mit dem die Zusammenarbeit richtig Spaß macht."

Köhler gibt das Lob gerne zurück. "Wir beide sind Überzeugungstäter, wenn es um die Zukunft des KV-Systems geht - das schweißt zusammen."

Müller ist kein Mann der lauten Töne. Er musste in den vergangenen Jahren den Spagat zwischen den Interessen der KBV und denen des Hausärzteverbandes aushalten.

Auch wenn das große politische Dauerbrennerthema Kollektivverträge versus Selektivverträge von seinem Kollegen Köhler besetzt ist, agiert Müller häufig im Hintergrund. Wenn er sich dann doch zu dem Thema öffentlich äußert, zeigt er Kante.

Der Presseveröffentlichung der AOK Baden-Württemberg zu den im Jahr 2010 erreichten Einsparungen über den Hausarztvertrag in Höhe von rund 30 Millionen Euro bei Arzneien widerspricht er vehement mit dem Hinweis, einer objektiven Überprüfung würden solche Zahlen nicht stand halten.

Das Thema Arzneimittel ist Müllers Zuständigkeitsbereich. Hier kennt er sich aus wie kaum ein anderer, spricht von Erfolgen, wenngleich er die Regressdrohung weiter als Gefahr für Ärzte beschreibt. Selbstkritisch räumt er ein, das Ziel einer generellen Abschaffung der Richtgrößenprüfungen trotz intensiver Gespräche mit Politikern nicht erreicht zu haben.

Mit ein bisschen Stolz blickt Müller auf den Arzneimittel-Infoservice (AIS). Hier werden den Vertragsärzten Informationen rund um die Themen Arzneimittelsicherheit, Verordnungssteuerung, neue Arzneimittel und Auslegungsfragen zu Arzneimittel-Richtlinien zur Verfügung gestellt.

Stolz ist Müller auch auf das neue und von ihm maßgeblich vorangetriebene KV-Netz, bei dem Ärzte Arztbriefe und Befunde "sicher" online verschicken können.

Müllers politische Botschaft ist klar: Er setzt sich für einen Paradigmenwechsel bei der Verordnung von Arzneimitteln ein und fordert, dass künftig nur noch der Wirkstoff aufs Rezept geschrieben werden soll. Nur so könne dem Arzt der wirtschaftliche Druck genommen werden. Gegenargumente, damit die Therapiefreiheit zu gefährden, werden von ihm abgelehnt.

Lesen Sie dazu auch: KBV-Chefs Köhler und Müller kandidieren erneut

Lesen Sie dazu auch die Porträts: Andreas Köhler - Trotz hoher Honorarzuwächse in der Rolle des Sündenbocks Carl-Heinz Müller - Der Mann für den Drahtseilakt hausärztlicher Interessen

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