Porträt zum Ärztetag
Dr. Günther Jonitz
Dr. Günther Jonitz
Aktuelle Position: Präsident der Ärztekammer Berlin, Mitglied im Vorstand der BÄK seit 1999.
Werdegang/Ausbildung: Jahrgang 1958, Medizinstudium in Bochum und Berlin, Approbation 1984, Facharzt für Chirurgie 1994, Promotion 1996.
Karriere: Vizepräsident der Kammer 1995-99. Mitglied im MB-Vorstand in Berlin/Brandenburg.
Antwort 1: Die Ärzteschaft muss sich entscheiden: Koch oder Kellner? Momentan sind viele Kräfte am Werk, die den Arzt als einen partiell ersetzbaren Spezialisten auf Abruf sehen wollen. Das dürfen wir nicht zulassen. Ärzte sind diejenigen im System, die sich nicht aus der Verantwortung stehlen können oder wollen. Ärzte baden aber als Letztverantwortliche die Fehler der Politik aus. Das muss geändert werden.
Die zentrale Herausforderung des Gesundheitswesens ist bekannt: demografischer Wandel und medizinischer Fortschritt bei begrenzten Ressourcen benötigt einen effizienten, optimierten Einsatz der Mittel. Mechanistische Eingriffe à la GBA helfen da nicht. Eine Gesundheitspolitik, die fernab von Wartezimmern prioritär kosten- und defizitorientiert operiert, kann nur scheitern. Was fehlt ist Sachverstand, der sich aus Erfahrung und verantwortungsvollem Handeln speist. Ärzte sind hier führend.
Antwort 2: Wichtig sind mir: Konzentration auf eine von konsequent ärztlichen Inhalten geprägte politische Arbeit. Unser Einfluss auf die Politik muss gestärkt werden. Auch indem wir unbequeme Wahrheiten zur Sprache bringen. Zusammenhalt der Ärzteschaft, der sich in einer nach außen hin klaren Linie in allen strategisch-wichtigen Fragen im Gesundheitswesen zeigt.
Es gilt unsere Standpunkte innerärztlich zu klären, es aber dabei nicht belassen, sondern, wenn es darauf ankommt, auch die Debatte anzuführen. Der interne Austausch und die Meinungsbildung brauchen Strukturen. Denkbar wäre ein zusätzlicher nichtöffentlicher Ärztetag, also ein Arbeitsärztetag, in dem Inhalte und Vorgehensweisen geklärt werden. Regelmäßige Gespräche mit allen Ärzte-Gruppen sind integraler Teil dieser politischen Arbeit.
Antwort 3: Ein Ende der "Reparatureingriffe" des Gesetzgebers und ein Ende der "Kommerzialisierung" der Gesundheitsversorgung sind für mich die zentralen Ziele. Statt Aktionismus sind Glaubwürdigkeit, Werteorientierung und Ausrichtung an dem, was tatsächlich Nutzen bringt, gefragt.
Als ein von ärztlichen Überzeugungen Getriebener gehe ich auf Menschen zu. Politik heißt für mich, Anliegen und Standpunkte zur rechten Zeit am rechten Ort zu platzieren, den Finger in die Wunde zu legen, wo es notwendig ist. Die Öffentlichkeit muss auf Ungereimtheiten oder Halbwahrheiten der Politik hingewiesen werden.
Antwort 4: Jeder, der konstruktive Beiträge liefert, ist mir willkommen. Eine große Koalition der ärztlichen Vernunft hat politische Wirkung. Dass mir die Zusammenarbeit zwischen Haus-, Fach- und Krankenhausärzten wichtig ist, lässt sich an meinem Engagement der letzten Jahre ablesen. Ich stehe für ehrlich gemeinte Kooperation, ohne dass ich dabei gefällig sein will.
Unsere Fragen an die fünf Kandidaten
Frage 1: Definieren Sie die aus Ihrer Sicht drei oder vier wichtigsten Herausforderungen, vor der das Gesundheitswesen und die Ärzteschaft im Besonderen in den nächsten vier bis fünf Jahren stehen werden.
Frage 2: Beschreiben Sie die drei oder vier wichtigsten Ziele, die Sie innerärztlich - als Aufgabe der eigenen Selbstverwaltung - erreichen wollen und benennen Sie dazu geeignete Instrumente.
Frage 3: Benennen Sie die drei oder vier wichtigsten Ziele, die Sie im politischen Raum, also primär mit Hilfe des Gesetzgebers (Bund oder Land) erreichen wollen. Geben Sie auch dafür geeignete Instrumente an.
Frage 4: Wer sind Ihre wichtigsten Partner oder Verbündete? Welche Allianzen streben Sie an?
Jeder der Kandidaten hat - in dieser Reihenfolge - auf die Fragen geantwortet.
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