Hintergrund

Honorarlücke in Westfalen-Lippe kleiner geworden

Hausärzte in Westfalen-Lippe haben seit 2006 ihr Honorar nach Kosten im Schnitt stärker steigern können als Fachärzte. Die Honorarlücke betrug zuletzt noch 8000 Euro. Den Referenzwert eines Oberarztgehalts erreichen im Schnitt aber weder Haus- noch Fachärzte.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Die KV Westfalen-Lippe hat die Honorarentwicklung seit 2006 abgehört. Hausärzte haben stärker vom Zuwachs profitiert als Fachärzte.

Die KV Westfalen-Lippe hat die Honorarentwicklung seit 2006 abgehört. Hausärzte haben stärker vom Zuwachs profitiert als Fachärzte.

© paparazzi/shutterstock.com

In der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) ist in den vergangenen Jahren bei den Honoraren die Differenz zwischen Haus- und Fachärzten deutlich geringer geworden. Auch haben sich die durchschnittlichen Honorare der Vertragsärzte dem Gehalt eines Oberarztes angenähert, sie liegen allerdings immer noch darunter. Das zeigt eine aktuelle Analyse der KVWL.

Die KVWL hatte Ende 2007 erstmals die Honorarsituation der niedergelassenen Ärzte auf Basis der Honorarabrechnungen des Jahres 2006 untersucht. Als angemessenes Honorar hat sie dabei das kalkulatorische Arzthonorar aus dem EBM 2008 zugrunde gelegt, das sich nach dem Gehalt eines Oberarztes berechnet hatte.

Das waren damals 106.000 Euro. Mit den Daten des Jahres 2009 hat die KVWL die Untersuchung wiederholt und die Ergebnisse der beiden Erhebungen verglichen. Für 2009 wurde das Oberarztgehalt mit 112.400 Euro veranschlagt.

Oberärzte verdienen immer noch mehr

"Die absolute Höhe der Nach-Kosten-Honorare hat zwar spürbar zugenommen, erreicht aber auch 2009 noch nicht den Referenzwert von 112.400 Euro eines Oberarztes", nennen KVWL-Vorstand Dr. Thomas Kriedel und der Leiter des Geschäftsbereichs Honorar Thorsten Spiecker in der Mitglieder-Information "Pluspunkt extra" ein zentrales Ergebnis ihrer Analyse.

Mit einem durchschnittlichen Honorar nach Kosten von 95.100 Euro im Jahr erreichten die westfälisch-lippischen Hausärzte im Jahr 2009 vom Referenzwert 84,6 Prozent. Die Fachärzte kamen mit durchschnittlich 103.900 Euro auf 92,4 Prozent. Drei Jahre zuvor war der Abstand noch deutlich größer: Der Überschuss der Hausärzte betrug 74,4 Prozent des Referenzwertes, bei den Fachärzten waren es 87,6 Prozent.

Die regionale Benachteiligung der Ärzte in Westfalen-Lippe verhindert nach Ansicht der Autoren ein schnelles Schließen der Honorarlücke zwischen Klinik- und niedergelassenen Ärzten. "Solange Westfalen-Lippe mit 321 Euro in der Gesamtvergütung je Versicherten den letzten Platz belegt, kann der Referenzwert kaum erreicht werden."

Abstand zwischen Haus- und Fachärzte schrumpft

Nach den Zahlen der KVWL hat sich die Differenz zwischen Haus- und Fachärzten beim durchschnittlichen Praxisüberschuss deutlich verringert. Sie sank von 14.000 Euro im Jahr 2006 auf 8800 Euro. "Dennoch ist Honorargerechtigkeit nicht verwirklicht und damit die Forderung der Hausärzte nach einer relativen Erhöhung ihrer Honorare im Verhältnis zu den Fachärzten berechtigt", schreiben Kriedel und Spiecker.

Diese Aussage dürfe aber nicht den Blick dafür verstellen, dass die Fachärzte keine homogene Gruppe sind, sondern es bei ihnen erhebliche Unterschiede gibt. Zum Teil lägen die Überschüsse unter dem Niveau der Hausärzte. "Dies betrifft vor allem die Fachgruppen der Chirurgen, HNO-Ärzte, Dermatologen und Urologen."

Bei der Betrachtung des Gesamtumsatzes und des Fallwertes zeigen die Daten, dass die Werte bei Hausärzten deutlich stärker gestiegen sind als bei Fachärzten. Die Autoren sehen das als Beleg für die erfolgreiche Politik der KVWL, die Honorarlücke zwischen den beiden Versorgungsbereichen zu schließen. "Von einer sich fortsetzenden Benachteiligung der Hausärzte kann keine Rede sein. Das Gegenteil ist richtig. Die Honorarlücke schließt sich immer schneller."

Kriedel: "Schritt in die richtige Richtung"

Der KVWL-Vorstand bewertet die Ergebnisse der Untersuchung positiv. "Wir haben einen Schritt in die richtige Richtung gemacht", sagt Kriedel der "Ärzte Zeitung". Sowohl mit Blick auf das Oberarztgehalt als auch auf die Verteilungsgerechtigkeit zwischen den Versorgungsbereichen sei in den vergangenen Jahren einiges erreicht worden. "Wir haben es geschafft, die innerärztliche Verteilung besser zu gestalten", sagt er.

Honorargerechtigkeit und -angemessenheit bleiben strategische Ziele des KVWL-Vorstands. "Wir wollen dafür sorgen, dass sich die Schere zwischen Hausärzten und Fachärzten weiter schließt", betont Kriedel. Ärzte mit der gleichen Weiterbildungszeit müssten bei gleichen Fallzahlen nach Abzug der Kosten auf das gleiche Honorar kommen.

Die KV Westfalen-Lippe will die Untersuchung in zwei bis drei Jahren wiederholen, kündigt Kriedel an.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Gerechtes Honorar - der Trend stimmt

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