Zur Person

Montgomery - Berufspolitiker aus Leidenschaft

Lange hat er auf diesen Tag gewartet - jetzt ist er am Ziel. Frank Ulrich Montgomery ist neuer BÄK-Präsident.

Christiane BadenbergVon Christiane Badenberg Veröffentlicht:
Glücklich über seine Wahl: Dr. Frank Ulrich Montgomery.

Glücklich über seine Wahl: Dr. Frank Ulrich Montgomery.

© Frank Schischefsky

KIEL. Mit dem 59 Jahre alten Dr. Frank Ulrich Montgomery hat die deutsche Ärzteschaft einen berufspolitischen Vollprofi an ihre Spitze gewählt.

Montgomery kennt die Nöte und Sorgen der Ärzte und schafft es, die Anliegen seiner Berufsgruppe in den Medien oft rhetorisch brillant zu vertreten. Geht es in den Medien um arztrelevante Themen, ist Montgomery häufig in Talkrunden von Anne Will und Frank Plasberg zu finden.

Seine Fähigkeiten als gewiefter Interessenvertreter hat der Oberarzt für Radiologie am Universitätskrankenhaus Eppendorf in 18 Jahren als Vorsitzender des Marburger Bundes immer wieder bewiesen.

Ganz besonders, als er 2006 zum "Streikführer aus gutem Hause" ("Ärzte Zeitung") avancierte, nachdem der Marburger Bund, zunächst gegen Montgomerys Willen, die Tarifgemeinschaft mit der Dienstleistungsgewerkschaft verdi gekündigt hatte.

Der Hamburger beugte sich dem Willen seines Verbands und war fortan bei fast allen Protestaktionen der Klinikärzte ganz vorn zu finden.

Sein Einsatz wurde belohnt. Montgomery und seine zahlreichen Mitstreiter an Unversitäts- und kommunalen Kliniken setzten erstmals arztspezifische Tarifverträge durch, die heute eher Regel als Ausnahme bei Klinikträgern sind. Einkommen und Arbeitsbedingungen der Klinikärzte haben sich in den vergangenen Jahren erheblich verbessert.

Aber Montgomery nur auf die Zeit beim MB zu reduzieren, würde ihm nicht gerecht. Als langjähriger Präsident der Hamburger Ärztekammer und Vizepräsident der Bundesärztekammer hat er sich auch immer wieder zu vielen Themen fundiert geäußert, die nicht ausschließlich nur medizinische, sondern auch gesellschaftspolitische Relevanz haben. Dazu zählen unter anderem Diskussionen über die Sterbehilfe oder die Präimplantationsdiagnostik.

Montgomery, dem manche Kollegen seine rhetorischen Fähigkeiten und seine Fähigkeit zur Selbstdarstellung neiden, ist ausgesprochen ehrgeizig. An der Wahlschlappe, die er beim Ärztetag 1999 in Cottbus gegen Professor Jörg-Dietrich Hoppe einstecken musste, hatte der Sozialdemokrat lange zu knabbern.

Jetzt folgt Montgomery dem scheidenden BÄK-Präsidenten zum zweiten Mal im Amt. Denn bereits 1983 hatte der zweifache Familienvater den MB-Vorsitz von Hoppe übernommen. Galt das Verhältnis der beiden lange als angespannt, so hatte selbst Hoppe vor wenigen Tagen eine Wahlempfehlung zugunsten Montgomerys abgegeben.

Und eins steht mit der Wahl Montgomerys fest. Der Sohn eines britischen Offiziers wird keine Gelegenheit auslassen, künftig kräftig in allen gesundheitspolitischen Diskussionen in vorderster Front mitzumischen, und das in einem starken Team.

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