Brandenburger Ärzte empört über Ministerin

Diplomatisches Geschick sieht anders aus. Zum zweiten Mal in kurzer Zeit bringt die brandenburgische Gesundheitsministerin Anita Tack (Linke) die Ärzte im Land gegen sich auf.

Angela MisslbeckVon Angela Misslbeck Veröffentlicht:
Reagiert nicht auf die öffentichen Proteste der Ärzte: Gesundheitsministerin Anita Tack.

Reagiert nicht auf die öffentichen Proteste der Ärzte: Gesundheitsministerin Anita Tack.

© Linke

POTSDAM. Brandenburgs Gesundheitsministerin Anita Tack (die Linke) hat erneut Empörung bei niedergelassenen Ärzten und ihren Organisationen hervorgerufen. Wieder ist eine Äußerung in der regionalen Presse Stein des Anstoßes.

"Erst erklärt sie uns zum Auslaufmodell, dann sagt sie, sie sei nicht für uns zuständig", empörte sich der Brandenburger Vorsitzende des regionalen Hausärzteverbands Berlin-Brandenburg Dr. Johannes Becker im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung".

Mit einem "Offenen Brief" an die Ministerin reagierten der Präsident der Landesärztekammer Dr. Udo Wolter und der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg Dr. Hans-Joachim Helming auf die Äußerungen der Politikerin in einem Interview mit der "Märkischen Allgemeinen Zeitung".

Es zeuge "von einer unglaublichen Inkompetenz", wenn Tack meine, sie sei als Ministerin allein für die Krankenhäuser zuständig, aber nicht für die ambulante medizinische Versorgung.

Mit Blick darauf bezeichnen die beiden Ärztevertreter es als geradezu grotesk, dass ihr Ministerium künftig über die Zulassung von Ärzten in Brandenburg mit entscheiden wolle.

"Ihre Aussage, dass es in Brandenburg nicht zu wenige Ärzte gibt, sondern diese nur falsch verteilt seien, ist ebenso inhaltsleer wie wider der Realität", so Helming und Wolter weiter.

Sieht eine "unglaubliche Inkompetenz": Ärztekammerpräsident Dr. Udo Wolter.

Sieht eine "unglaubliche Inkompetenz": Ärztekammerpräsident Dr. Udo Wolter.

© LÄK

Sie wandten sich an die Ministerin mit einem Appell um "wirkliche Unterstützung, damit auch in zehn Jahren die medizinische Versorgung der Menschen in Brandenburg noch auf einem hohen Niveau gewährleistet ist".

Die Linken-Politikerin Tack hatte im Interview mit der Märkischen Allgemeinen erklärt, sie habe in Brandenburg unmittelbar nur die Kompetenz für die Krankenhäuser. Finanzielle Unterstützung des Bundeslandes für eine Verbesserung der ambulanten Versorgung lehnte die Ministerin ab.

Ihre Aussage von der Falschverteilung der Ärzte bezog sich jedoch im Interview mit der Märkischen Allgemeinen auf ganz Deutschland nicht nur auf Brandenburg.

Auf Nachfrage, wie sie die Kritik der Ärzteschaft an ihren Äußerungen bewertet, erklärte ihr Ministerium, dass es "auf derartige Unterstellungen und falsche Behauptungen" nicht öffentlich reagiere.

Gegenwind für ihre Äußerungen über die ambulante Medizin im Land bläst Tack aber nicht nur von der Ärzteschaft, sondern auch im Landtag entgegen.

In einer aktuellen Stunde zur Gesundheitsversorgung warf der gesundheitspolitische Sprecher der CDU-Fraktion Michael Schierack der Gesundheitsministerin bereits im April vor, sie agiere ideologisch gegen die Ärzte.

"Sie singt das "Halali" auf das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) mit seinen Angestellten. In diesem staatsdirigistischen Stil wird die Landesregierung nie das Vertrauen der Ärzte gewinnen", so Schieracks Kritik.

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