Medi öffnet die Tür für Kooperationen

Der Medi-Verbund Baden-Württemberg kommt mit der Entwicklung seines Netzes von Facharztverträgen nicht so schnell voran wie erhofft. Zugleich stellt er für die eigene Organisation die Weichen auf Expansion.

Florian StaeckVon Florian Staeck und Wolfgang van den BerghWolfgang van den Bergh Veröffentlicht:
(v.li.) Werner Conrad, Vorstand der Mediverbund AG und Dr. Werner Baumgärtner, Vorsitzender von Medi BW

(v.li.) Werner Conrad, Vorstand der Mediverbund AG und Dr. Werner Baumgärtner, Vorsitzender von Medi BW

© Medi | Horst Rudel

STUTTGART. "Wir kommen langsamer voran als erhofft", räumte Medi-Chef Dr. Werner Baumgärtner im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung" ein. Im Rahmen der Facharztverträge für Kardiologen und Gastroenterologen werden bislang rund 50.000 Fälle im Jahr abgerechnet.

Eine Baustelle ist für den Medi-Chef auch die Vernetzung der Fachärzte mit den Hausärzten, die im Vertrag nach Paragraf 73b eingeschrieben sind. "Das läuft noch nicht so, wie wir das uns wünschen", sagt Baumgärtner. Daher plane man, in den Qualitätszirkeln die Kooperation von Haus- und Fachärzten an den Schnittstellen zu thematisieren.

Völliges Unverständnis zeigt Baumgärtner für die Haltung des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Zwar gibt es seit vergangenem Jahr einen Burgfrieden zwischen Pädiatern und Medi, doch eine Kooperation hat sich dennoch nicht entwickelt.

Im Gegenteil: Kinder- und Jugendärzte sind nach Angaben von Baumgärtner aus Medi ausgetreten, hätten aber nun keinen eigenen Vertrag. "Bei einer 1000-Scheine-Praxis setzt dadurch ein Kinder- und Jugendarzt rund 100.000 Euro pro Jahr in den Sand", sagt der Medi-Chef. Der Pädiater-Fallwert betrage im KV-System rund 50 Euro, im Hausarztvertrag aber 75 Euro.

Schlechte Noten für schwarz-gelbe Regierung

Tief enttäuscht zeigt sich die Medi-Führung von der Politik der schwarz-gelben Bundesregierung. Durch die Änderung des Paragrafen 73b SGB V habe "die Politik uns die Weiterentwicklung der hausarztzentrierten Versorgung vermasselt", klagt Baumgärtner.

So sei beispielsweise im AOK-Hausarztvertrag keine Vergütungsangleichung bis zum Ende der Laufzeit 2015 möglich. Anderenfalls müssten die Partner fürchten, dass der modifizierte Vertrag als Ganzes unter das neue Regelungsregime fällt. Dort ist festgelegt, dass die Vergütung im Selektivvertrag sich am KV-Fallwert zu orientieren hat.

Intern hat der Medi-Verbund die Weichen gestellt, um wachsen zu können. Inzwischen firmiert die bisherige Mediverbund Dienstleistungs GmbH als Mediverbund Aktiengesellschaft (AG). Das Grundkapital beträgt zur Zeit 600.000 Euro. Der bislang einzige Aktionär ist zu 100 Prozent die Medi Baden-Württemberg e.V. Doch das soll nicht so bleiben, macht Werner Conrad deutlich, Vorstand der Mediverbund AG und früherer Geschäftsführer der Mediverbund GmbH.

Er versteht die Neuaufstellung als Angebot für Medi-Verbünde in anderen Regionen, aber auch für Facharztverbände, sich an der AG zu beteiligen. Angesprochen sind besonders die Verbände, die bereits mit Medi im Rahmen der Facharztverträge zusammenarbeiten.

Künftige Aktionäre würden an der Verwaltungsumlage beteiligt werden. Dabei, stellt Conrad klar, "ist und bleibt die Mediverbund AG aber eine ärztliche Managementgesellschaft". Der Vorsitzende des Aufsichtsrats ist Dr. Werner Baumgärtner, sein Stellvertreter Ekkehard Ruebsam-Simon.

Für den Medi-Chef geht es um Kooperationen auf politischer und auf ökonomischer Ebene. Dabei fordert er, dass "die politische Zusammenarbeit auch Auswirkungen auf die Körperschaften haben muss, dort also auch gelebt wird".

Medi umwirbt Klinikärzte, die Niederlassung erwägen

Dabei denkt Baumgärtner an die Themen Weiterbildung und Berufsrecht. Eigentlich gehörten Hausärzteverband, Medi und der Marburger Bund (MB) dabei "an einen Tisch", fordert Baumgärtner, beispielsweise, um die Weiterbildungsordnung zu "entschlacken". Erwägenswert sei in diesem Zusammenhang eine strategische Allianz mit dem MB.

Medi Baden-Württemberg hat erstmalig im vergangenen Jahr im Saldo rund 100 Mitglieder verloren, vor allem wegen der großen Zahl altersbedingt ausscheidender Ärzte. Die aktuelle Mitgliederzahl beträgt rund 6000. Zu 4500 Vollmitgliedern kämen rund 1500 assoziierte Mitglieder hinzu.

Nun soll konsequent um Nachwuchs geworben werden. Der Verbund hat sich vorgenommen, einerseits stärker die Praxen zu erreichen, in denen die Abgabe an den Nachfolger ansteht. Andererseits will Medi auf Klinikärzte zugehen, die eine Niederlassung planen.

Lesen Sie dazu auch: Neuer AOK-Facharztvertrag ist spruchreif

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