Genauere Bedarfsplanung kommt zu schrägem Resultat

In Westfalen-Lippe hat die KV die Bedarfsplanung mit Demografie-Filter neu berechnet. Kurioses Ergebnis: mehr Sitze in überversorgten Regionen.

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Genauer Hinsehen, das soll die neue Bedarfsplanung leisten. Doch ein Modell in Westfalen-Lippe brachte andere Ergebnisse, als zunächst erhofft.

Genauer Hinsehen, das soll die neue Bedarfsplanung leisten. Doch ein Modell in Westfalen-Lippe brachte andere Ergebnisse, als zunächst erhofft.

© VRD / fotolia.com

DORTMUND (iss). Die Verfeinerung der Bedarfsplanung durch einen Demografiefaktor würde die Probleme der Kassenärztlichen Vereinigungen bei der Sicherstellung nicht lindern, sondern verschlimmern.

Zu diesem Ergebnis kommt die KV Westfalen-Lippe (KVWL) nach einer ersten Hochrechnung. Danach würden durch die Neuregelung 125 Sitze für Hausärzte, Augenärzte und Urologen entstehen - vor allem in bislang gesperrten Gebieten.

Der Gemeinsame Bundesausschuss hatte die Modifizierung der Bedarfsplanung durch einen Demografiefaktor im Juli 2010 beschlossen. Es sei auf den ersten Blick eine gute und nachvollziehbare Idee, die demografischen Veränderungen in der Bevölkerung zu einem Faktor der Bedarfsplanung zu machen, sagt der KVWL-Vorsitzende Dr. Wolfgang-Axel Dryden.

"Die tatsächlichen Auswirkungen, die wir nach unserer Hochrechnung erkennen, haben uns jedoch erschreckt." In einigen gesperrten Städten würden in den grundversorgenden Fachrichtungen zusätzliche Sitze im zweistelligen Bereich entstehen.

Ruf nach neuer Form der Bedarfsplanung

In Westfalen-Lippe würde das neue Verfahren zu 82 neuen Sitzen für Hausärzte führen, darunter je 15 in Recklinghausen und Dortmund - beides Städte, die wegen Überversorgung gesperrt sind.

Das konterkariere die Bemühungen der KVWL, ausreichend Nachfolger für Praxen in den ländlichen Regionen zu finden, sagt Dryden. "Dem Drang der Kollegen zur Niederlassung in der Stadt würden weitere Tore geöffnet."

Er verweist auf ein weiteres Problem. "Innerhalb der Städte haben wir nach wie vor keinen Einfluss darauf, wo sich die Ärzte niederlassen." So könnte die KVWL auch unter den modifizierten Bedingungen neue Hausarztsitze in Dortmund nicht in unterversorgte Stadtteile wie Mengede steuern.

Die Hochrechnung macht nach Einschätzung von KV-Chef Dryden vor allem eins deutlich: "An Stelle einer weiteren bundesweiten Standardisierung brauchen wir dringend eine neue, flexible und am regionalen Bedarf orientierte Bedarfsplanung."

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