Großkassen mit wenig Interesse an Regional-Versorgung?

Der Fusionstrend zu überregionalen Kassen führt möglicherweise zur Vernachlässigung der Versorgung vor Ort. KVen sehen das kritisch.

Veröffentlicht:

HAMBURG (di). Das Fusionskarussell in der gesetzlichen Krankenversicherung wird sich in diesem Jahr weiter drehen. Für Übernahmen kommen besonders kleine Krankenkassen in Frage.

"Der Konzentrationsprozess wird sich fortsetzen", sagte Maximilian Gaßner, Präsident des Bundesversicherungsamtes (BVA), auf einem wissenschaftlichen Symposium der Gesellschaft für Recht und Politik im Gesundheitswesen (GRPG) in Hamburg.

Nach seinen Angaben gibt es derzeit noch 137 Krankenkassen in Deutschland. Vor zwei Jahren waren es noch 175.

Rund 100 Kassen gelten als Übernahmekandidaten

Die drei größten gesetzlichen Krankenkassen versorgen ein Drittel der gesetzlich Versicherten in Deutschland. Bei den 30 größten Kassen sind 90 Prozent versichert.

Die noch mehr als 100 übrigen Krankenkassen haben einen so geringen Marktanteil, dass viele von ihnen in der Szene als Übernahmekandidat gelten. Gassner schloss auch nicht aus, dass es 2012 erneut zu anderen Marktaustritten, also etwa Schließung oder Insolvenz, kommen wird.

Für die Partner auf Leistungserbringerseite ändern sich mit der Marktbereinigung die Bedingungen, unter denen sie Vereinbarungen treffen können. Nach Beobachtung von Schleswig-Holsteins KV-Vorstand Dr. Ralph Ennenbach gibt es immer weniger Krankenkassen, die aus Verantwortung gegenüber den Versicherten einer Region auf Modellvereinbarungen setzen.

Wenig Interesse an regionalen Verträgen?

Große Krankenkassen schließen nach seiner Beobachtung zwar Sonderverträge als "Vorzeigeerker" ab und pflegen nach außen ein modernes Image, sind im Innen- und Vertragsverhältnis aber eher konservativ - und entsprechend zurückhaltend bei regionalen Verträgen.

Deutschlands größte Kasse Barmer GEK hat nach Angaben ihres Chefs Dr. Christoph Straub nach wie vor Interesse auch an Selektivverträgen. Diese müssten entweder die Versorgung verbessern oder die Kosten senken.

Entsprechende Konzepte von den Leistungserbringern seien aber selten. Straub verwies auf bestehende Versorgungsprogramme seiner Kasse unter anderem mit acht Ärztenetzen in Deutschland.

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch.

© Rolf Schulten

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System