Hintergrund

Mediatoren speziell für Ärzte

Der Verein med.iatori unterstützt Ärzte, die Streitigkeiten außergerichtlich klären wollen.

Veröffentlicht:
Einen Streit schlichten außerhalb des Gerichts - Hilfe für Ärzte bietet dabei der Verein med.iatori.

Einen Streit schlichten außerhalb des Gerichts - Hilfe für Ärzte bietet dabei der Verein med.iatori.

© Jochen Sand / thinkstockphoto

Medizinrechtler, Steuerberater und Ärzte wollen dazu beitragen, dass im Gesundheitswesen die außergerichtliche Streitschlichtung zu einer festen Größe wird.

Sie haben den Verein "med.iatori - Deutsche Schiedsstelle für das Medizinrecht" gegründet.

Er will interessierten Ärzten, Apothekern und Zahnärzten geeignete Schlichter vermitteln und sicherstellen, dass die Schiedsverfahren nach einheitlichen Standards erfolgen.

Streitkultur geprägt von gerichtlichen Auseinandersetzungen

"Die hiesige Streitkultur ist noch immer geprägt von gerichtlichen Auseinandersetzungen, während die einvernehmliche Streitbeilegung noch zu wenig berücksichtigt wird", sagt der Münsteraner Fachanwalt für Medizinrecht Michael Frehse, stellvertretender Vorsitzender von med.iatori. Die Bedeutung von Mediations- und Schiedsverfahren wird im medizinrechtlichen Bereich aber künftig zunehmen, erwartet er.

Den größten Bedarf sieht er dabei im Bereich der Kooperationen. Durch die Reformen der vergangenen Jahre hätten gerade bei den Ärzten kooperative Versorgungsmodelle sowie interdisziplinäre und arbeitsteilige Praxisstrukturen an Bedeutung gewonnen.

"Kooperationen bieten viele Chancen, bergen aber auch Konfliktpotenzial", sagt Frehse. Als mögliche Streitpunkte nennt er die Gewinn- und Verlustverteilung, die Praxisorganisation oder die Wirksamkeit außerordentlicher Kündigungen.

Ein Schlichter oder Mediator könne hier oft viel erreichen, sagt der Jurist, der selbst eine Ausbildung zum Mediator macht. "Es geht darum, den hinter einem Streit liegenden Konflikt herauszufinden." Bislang sei es für Interessenten im Gesundheitswesen aber häufig schwierig, einen geeigneten Ansprechpartner zu finden.

Rechtsanwälte und Steuerberater haben med.iatori im Mai vergangenen Jahres aus der Taufe gehoben. Inzwischen hat der Verein mehr als 60 Mitglieder. Zurzeit dominieren Medizinrechtler und Steuerberater.

Vermittlung von Schlichtern und Schiedsrichtern bundesweit

"Wir wollen jetzt verstärkt Ärzte, Zahnärzte und Apotheker gewinnen", sagt Frehse. Ziel ist es, Interessierten bundesweit spezialisierte Schlichter oder Schiedsrichter vermitteln zu können. Kommt es zu einem Schiedsgerichtsverfahren, sollten die Gremien mit einem Arzt, einem Anwalt und einem Steuerberater besetzt sein, so Frehse.

Mediations- und Schiedsverfahren könnten bei den unterschiedlichsten Streitigkeiten zwischen verschiedenen Parteien sinnvoll sein, auch bei Schwierigkeiten zwischen Praxisinhaber und Mitarbeitern. Auseinandersetzungen zwischen Patienten und Ärzten über vermutete Behandlungsfehler sind dagegen kein Betätigungsfeld für die Schlichter von med.iatori.

"Wir vermitteln keine Sachverständigen", betont der Rechtsanwalt. Deshalb sei der Verein auch keine Konkurrenz zu den Gutachterkommissionen der Ärztekammern. "Viele Ärztekammern haben bereits Interesse an unserer Arbeit bekundet."

Die Juristen bei med.iatori haben eine Verfahrensordnung für Mediations-, Schlichtungs- und Schiedsgerichtsverfahren entwickelt. Sie stellen auch Vergütungsvereinbarungen als Mustertexte zur Verfügung, die allen Beteiligten Kosten sicherheit geben sollen.

 "Wir wollen eine hohe Qualität der Arbeit gewährleisten"

Für die Betreuung und Unterstützung von Verfahren erhält med.iatori 250 Euro Gebühren. Hinzu kommt die eigentliche Vergütung für die Schiedsrichter.

Ärzte, Zahnärzte, Apotheker, Anwälte und Steuerberater, die Mitglied im Verein werden wollen, müssen die Tätigkeit im Gesundheitswesen und die Befähigung zur Streitschlichtung nachweisen. "Wir wollen eine hohe Qualität der Arbeit gewährleisten", sagt Frehse.

Mit dem Aufbau eines Netzwerks und dem Erarbeiten einer Verfahrensordnung habe med.iatori die Basis dafür geschaffen, dass Schiedsstellen nach den Prinzipien des Vereins arbeiten können. Ab sofort könnten sich Ärzte an den Verein wenden, die an einer Schlichtung interessiert sind.

Die Initiatoren wollen auch Psychotherapeuten, Physiotherapeuten und anderen im Gesundheitswesen Tätigen ihre Unterstützung anbieten. (iss)

www.med-iatori.de

Mehr zum Thema

Gesundheitskongress des Westens

KBV-Chef Gassen fordert: Vergütungsreform muss die Patienten einbeziehen

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“

Neuer Hoffnungsträger

Homotaurin-Prodrug bremst Alzheimer

Lesetipps
Schwere Infektionen mit Antibiotika richtig behandeln: Behandlungsmythen, die so nicht stimmen.

© bukhta79 / stock.adobe.com

Richtig handeln bei Infektionen

Drei Mythen bei der Antibiotika-Therapie auf dem Prüfstand