In Zukunft regional organisierte Versorgung

Wie wird die Zukunft des Gesundheitswesens aussehen? Das Institut des Gesundheitsökonomen Fritz Beske hat im Auftrag der Landesregierung von Schleswig-Holstein gemeinsam mit 19 Verbänden Empfehlungen für die künftige Entwicklung vorgelegt. Im Fokus steht dabei ein kommunaler Versorgungsansatz.

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Dr. Heiner Garg (FDP), Gesundheitsminister in Schleswig-Holstein.

Dr. Heiner Garg (FDP), Gesundheitsminister in Schleswig-Holstein.

© imago/nordpool/Riediger

KIEL (di). Ärzte kommen per Doc Mobil zu den Patienten aufs Land. Die Praxisgebühr gibt es nicht mehr, dafür landesweit eine elektronische Fallakte. Die Kommunen reden in kommunalen Lenkungsausschüssen über die Sicherstellung mit, die vorwiegend über Schwerpunktpraxen in zentralen Lagen geleistet wird.

So könnte im Norden bald die Gesundheitsversorgung aussehen, wenn einige Empfehlungen umgesetzt werden, die 19 Verbände aus dem Gesundheitswesen in Schleswig-Holstein in ihrem Zukunftskonzept auflisten.

Fest steht, dass nicht jede Empfehlung Realität wird - dies hängt auch vom Ausgang der Landtagswahl im Mai und von der Durchschlagskraft des Gesundheits- und Pflegerats Schleswig-Holstein ab, der auf Vorschlag von Gesundheitsökonom Professor Fitz Beske eingerichtet und mit einem Initiativrecht ausgestattet werden soll.

Das Fritz Beske Institut war wie berichtet vom Kieler Gesundheitsministerium beauftragt worden, die Versorgungslage des Landes zu analysieren und Empfehlungen zu entwickeln - und zwar gemeinsam mit allen für Gesundheit und Pflege relevanten Gruppen. 19 Verbände beteiligten sich.

Diese Vorschläge sind entstanden:

Kommunaler Versorgungsansatz: Patienten werden durch alle Leistungsbereiche geführt. Die Kommunen sind in die regionale Bedarfsplanung einzubeziehen. Kommunale Lenkungsausschüsse sollten ein regionales Sicherstellungskonzept entwickeln.

Sektor-, fach- und berufsgruppenübergreifende Schwerpunktpraxen mit zentraler Lage in der Region sichern die Versorgung.

Von Unterversorgung bedrohte Gebiete benötigen Pilotprojekte, mit denen eine mobile, ortsungebundene hausärztliche Versorgung ermöglicht wird (zum Beispiel: DocMobil)

Verschlankung des Dokumentations- und Formularwesens, um Zeit für Patienten zu gewinnen.

Abschaffung der Praxisgebühr. Prüfung eines Modells mit Selbstbeteiligung, das sozial ausgewogen, an der Inanspruchnahme orientiert und bargeldlos ist.

Delegation ärztlicher Leistungen auf entsprechend fortgebildete medizinische Fachangestellte.

Einrichtung eines Landesgremiums Telematik zur Koordinierung aller in Schleswig-Holstein vorhandenen und geplanten telemedizinischen Projekte.

Begutachtung aller vorgesehenen Maßnahmen durch eine Projektgeschäftsstelle.

Landesweite Einführung der elektronischen Fallakte als sektorübergreifende Kommunikationsplattform für fallbezogene klinische Daten.

Grüne und SPD nicht von allen Empfehlungen begeistert

Auch die einheitliche Betrachtung von Gesundheit und Pflege wurde bei der Vorstellung der Ergebnisse angemahnt.

Gesundheitsminister Dr. Heiner Garg (FDP) forderte eine engere Verzahnung der Gesundheitsberufe: "Ich plädiere dafür, durch eine gemeinsame Grundausbildung in den Pflegeberufen Synergien zu erzeugen und danach Spezialausbildungen für die einzelnen Berufszweige anzuschließen."

Gesundheitspolitiker von Koalition und Opposition im Norden begrüßten, dass die Verbände zu gemeinsamen Lösungen gefunden haben. Die Sprecher von Bündnis 90 / Die Grünen und SPD zeigten sich aber nicht mit allen Empfehlungen einverstanden. So sprach sich die SPD klar gegen ein DocMobil aus, das auch in KV und Ärztekammer auf Skepsis stößt.

Die Arbeitsgruppe zu bedarfsgerechten Versorgungsstrukturen hält aber eine Erprobung für sinnvoll. Das gleiche Modell wird von der Arbeitsgruppe für Medikamente angestrebt, ein ApoMobil soll den Weg in entfernte Apotheken ersparen. Auch ein Bus-Shuttle für Patienten gehört zu den Modellen, die erprobt werden sollen.

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